Coronavirus: Hunderttausende protestieren in Europa
Wegen steigender Infektionen mit dem Coronavirus planen mehrere EU-Länder eine Impfpflicht. Dagegen protestieren hunderttausende Menschen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Frankreich und Griechenland kommt es zu Protesten gegen das Impf-Obligatorium.
- In Italien werden Nazi-Vergleiche gezogen.
- Brasilianer hingegen kritisieren die zu lasche Corona-Politik.
Hunderttausende Menschen gingen am Wochenende wegen des Coronavirus auf die Strassen. In Europa sorgen die Impfpflicht und das Zertifikat für Unmut, in Brasilien die laschen Massnahmen.
Frankreich: Polizei setzt Tränengas ein
Präsident Emmanuel Macron hat eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal erlassen. Doch viele Franzosen sind davon wenig begeistert. Am Samstag kam es deshalb zu grossen Demonstrationen. Über 160'000 Menschen sollen daran teilgenommen haben, allein in Paris über 10'000.
Die Teilnehmer forderten mehr Freiheit und riefen zum Sturz von Macron auf. Der Präsident wurde als «Tyrann» und «Diktator» bezeichnet.
Friedlich blieben die Proteste nicht: In der Hauptstadt kam es zu Ausschreitungen sowie Angriffen auf Sicherheitskräfte und Medienschaffende. Die Polizei musste deshalb Tränengas und Wasserwerfer einsetzen. Neun Personen wurden festgenommen.
Italien: Nazi-Vergleiche und Beleidigungen
Eine Impfpflicht gibt es in Italien nicht. Doch wegen der ansteigenden Zahlen ist bald vielerorts das Zertifikat mit dem Namen «Grüner Pass» notwendig. Beispielsweise in Restaurants, Museen und Fitnessstudios.
Dagegen gingen tausende Italiener auf die Strassen. In Rom, Mailand, Turin und Neapel kam es zu unbewilligten Protesten. Die Polizei war jeweils vor Ort, es gab kleinere Auseinandersetzungen.
Neben den üblichen «Freiheit»-Rufen wurden auch Nazi-Vergleiche gezogen. So wurde der «Grüne Pass» mit dem Judenstern aus der Nazi-Zeit gleichgesetzt. Für den viel beleidigten Premier Mario Draghi wurde ein Prozess wie jener gegen die Nazi-Anführer gefordert. Die Demonstranten skandierten deshalb «Nürnberg, Nürnberg».
Griechenland: Demonstranten werfen Molotow-Cocktails
Auch Griechenland plant ein Impf-Obligatorium für gewisse Berufsgruppen. Sehr zum Unmut einiger Impf-Gegner. Diese strömten zu Tausenden in die Strassen Athens.
Die Demonstranten griffen die Polizei mit Molotow-Cocktails an. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Wasserwerfern und Tränengas. Bereits einige Tage zuvor kam es zu Zusammenstössen zwischen Corona-Gegnern und der Polizei.
Brasilien: Präsident soll Coronavirus ernst nehmen
Einen anderen Grund als die Impfpflicht oder die strengen Massnahmen haben die Proteste in Brasilien: Dort wird gegen die lasche Corona-Politik demonstriert.
In mehreren Grossstädten, darunter Rio de Janeiro, versammelten sich tausende Brasilianer. Sie kritisieren das Krisenmanagement von Jair Bolsonaro. Dieser hat zuerst die Pandemie als Grippe bezeichnet und später den Sinn von Impfungen angezweifelt.
Harte Massnahmen gegen das Coronavirus, wie Ausgangssperren oder Lockdowns, gab es in Brasilien nie. Auch auf wirtschaftliche Hilfe für Unternehmen oder Personen verzichtet der Präsident. Die Demonstranten fordern deshalb ein Amtsenthebungsverfahren. Ein Untersuchungsausschuss prüft bereits das Krisenmanagement Bolsonaros.