Coronavirus: Portugals Infektionszahlen brechen in nur sechs Wochen ein
Im Januar wies Portugal noch die weltweit höchste Infektionsrate mit dem Coronavirus auf. Nun sind die Zahlen sogar tiefer als noch in der ersten Welle.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der dritten Corona-Welle meldete Portugal bis zu 16'400 Neuinfektionen täglich.
- Im März registrierte das Land nur einmal über 1000 Neuinfizierte an einem Tag.
- Trotz der Verbreitung der ansteckenderen Varianten scheint sich der Lockdown auszuzahlen.
Kein anderes Land wies im Januar zwischenzeitlich eine so hohe Corona-Infektions- und Todesrate vor wie Portugal. Das Land mit rund 10,3 Millionen Einwohnern erreichte am 28. Januar mit rund 16'400 Neuinfektionen und 300 Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus traurige Höchstwerte.
Besonders mit der britischen Variante des Coronavirus hatten die Portugiesen zu kämpfen. Zudem hatte die Regierung die Einschränkungen zu Weihnachten zu voreilig gelockert. Und der Bevölkerung erlaubt, sich im ganzen Land wieder frei zu bewegen. Die Portugiesen nutzten dies für Familienbesuche, worin Experten einen Grund für die anschliessend starke Zunahme der Infektionszahlen sahen.
Der explosionsartige Anstieg der Corona-Zahlen ab Anfang Januar brachte das Gesundheitssystem kurz vor den Kollaps: Zeitweise sollen im ganzen Land nur noch sieben Intensivbetten frei gewesen sein. Bilder von Schlange stehenden Ambulanzen vor den Spitälern gingen um die Welt.
Andere Länder, wie zum Beispiel Österreich, boten Portugal bereits an, Patienten zu übernehmen. Deutschland schickte zur Hilfe ein Team der Bundeswehr, das bis heute dort im Einsatz steht.
Coronavirus: Portugals Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 34 gesunken
«Es war wie eine Lawine», sagte Graça Freitas, Direktorin der nationalen Gesundheitsbehörde, dem Nachrichtensender «RTP3» vor Kurzem. Die Ärztin habe zwar mit einer dritten Corona-Welle gerechnet, aber deren Ausmass unterschätzt. «Die Spur, die sie hinterlassen hat, ist verheerend.» Das Land registrierte bisher über 816'000 Infektionen mit dem Coronavirus und 16'700 Corona-Tote.
Doch nun hat die Kehrtwende eingesetzt: Portugal hat die Corona-Zahlen in den letzten gut sechs Wochen drastisch heruntergebracht. Seit Anfang Monat überstieg die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus nur einmal die 1000er-Marke. In den vergangenen sieben Tagen betrug der Höchstwert diesbezüglich 673. Das ist deutlich weniger als auf dem Höhepunkt der ersten Welle, die Portugal vergleichsweise unbeschadet überstanden hatte.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstagabend bei knapp 34 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner. Die Schweiz wies zum Vergleich am selben Tag eine Inzidenz von rund 106 auf. Deshalb hat das BAG vergangene Woche auch angekündigt, Portugal ab dem 22. März von der Quarantäneliste zu nehmen.
Erfreulicherweise ist auch die Zahl der täglich registrierten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus drastisch gesunken. Der höchste Wert der vergangenen sieben Tage liegt bei 21 Corona-Toten.
Strikter Lockdown und vorsichtige Lockerungsschritte
Zu verdanken ist dies wohl dem strikten Lockdown, der in Portugal seit Mitte Januar gilt. Nicht-essenzielle Dienstleistungen wurden verboten und Schulen aller Stufen geschlossen. Menschen durften ihr Haus nur noch aus einem dringenden Anlass verlassen, die Homeoffice-Pflicht wurde eingeführt.
Zudem liess die Regierung Ende Januar die Grenze zu Spanien schliessen. Die Landgrenze zum Nachbarland ist derzeit nur noch eingeschränkt an bestimmten Grenzübergängen zu bestimmten Uhrzeiten geöffnet. Hinzu kommt, dass das Land aus den zu frühen Lockerungen gegen Ende der zweiten Welle offenbar seine Lehren gezogen hat.
Die Regierung will diesmal nämlich nur mit Vorsicht und langsam lockern. Am Montag traten die ersten Lockerungen in Kraft: Kindergärten, Vor- und Grundschulen sind wieder offen, auch «nicht-essenzielle» Dienstleister wie Coiffeure und Buchhandlungen durften wieder öffnen. Laut Gesundheitsexperten des Landes diene die dritte Welle in Portugal für andere Länder als Warnbeispiel vor zu frühen Lockerungen.