Coronavirus: So dramatisch ist die Situation in Schweden
In den meisten Ländern Europas haben sich die Fallzahlen inzwischen auf tiefem Niveau eingependelt. In Schweden wütet das Coronavirus jedoch weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweden hat in der Corona-Krise einen heftig umstrittenen Sonderweg gewählt.
- Das macht sich in den Infizierten- und Todesfallzahlen noch immer deutlich bemerkbar.
Die Fallzahlen bleiben tief, die Badis und Restaurants sind voll und im ÖV sitzen die Menschen wieder dicht an dicht. In der Schweiz kehrt nach dem Corona-Lockdown allmählich der Alltag wieder ein.
Doch während das restliche Europa das Schlimmste überstanden zu haben scheint, befindet sich Schweden noch immer mitten in der Krise. Das Land wehrt sich allerdings gegen eine Einschätzung der WHO.
Mehr als halb so viele Neuinfizierte wie Rest-Europa
Das Coronavirus hält sich bei den Skandinaviern hartnäckig. Am Mittwoch zählte das Land ganze 1955 Neuinfizierte – alle anderen europäischen Länder dagegen nur insgesamt 2874.
Auch einen Tag später vermeldeten die Schweden eine vergleichsweise hohe Anzahl an Neuinfektionen. Am Donnerstag gab es 1457 neue Fälle. Das restliche Europa dagegen verzeichnete 2955 Neuinfektionen.
Zur Verdeutlichung der Zahlen: Europa zählt insgesamt rund 741.4 Millionen Einwohner. 10.23 Millionen davon leben in Schweden.
Bislang sind in dem skandinavischen Land gemäss «worldometers» 65'137 Personen am Coronavirus erkrankt. 5280 sind an den Folgen der neuartigen Lungenerkrankung verstorben. Damit landet Schweden auf Rang 23 der vom Virus am meisten betroffenen Ländern weltweit. In Europa erreicht das Land Rang 7 hinter Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Grossbritannien und Russland.
Coronavirus: WHO stuft Schweden als besonderes Risikoland ein
Zuletzt stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO Schweden aufgrund der steigenden Zahlen als besonders Risikoland ein.
Die Organisation hatte am Donnerstag elf Länder genannt, in denen die beschleunigte Übertragungsrate zum Wiederaufleben des Coronavirus geführt hatte.
Unter den genannten Staaten befanden sich neben Schweden beispielsweise Armenien, Aserbaidschan, Albanien und die Ukraine.
Schweden-Epidemiologe: «Steigende Zahlen wegen mehr Tests»
Der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell warf daraufhin der WHO im Fernsehsender SVT eine Fehldeutung der Zahlen vor. Die steigende Anzahl an Neuinfizierten in Schweden sei eine Folge der höheren Testfrequenz.
Tegnell sagte: «Es ist unglücklich, Schweden mit Ländern zu vermischen, die zuvor überhaupt keine Probleme hatten. Und offenbar erst am Anfang ihrer Epidemie stehen.»
Die Corona-Krise hatte in Schweden etwa zeitgleich wie in der Schweiz eingesetzt. Die Skandinavier wählten zur Bewältigung der Corona-Krise einen Sonderweg, der weltweit für Aufsehen sorgte. Auf einen harten Lockdown wurde verzichtet. Stattdessen setzte die Regierung auf vergleichsweise lasche Massnahmen wie ein Verbot für Veranstaltungen mit über 50 Personen.