Coronavirus: Was bei Tönnies anders ist als in Hotspot Ischgl
Das Wichtigste in Kürze
- Ischgl (Ö) und Gütersloh (D) wurden beide zu Corona-Hotspots.
- Zwischen den Ausbrüchen im Skiort und bei Tönnies gibt es jedoch grosse Unterschiede.
- Experten halten den Lockdown Gütersloh und Warendorf (D) für sinnvoll.
Im März wurde der Skiort Ischgl in Österreich zum Corona-Hotspot. Bis Mitte April gaben 4000 Menschen an, sie hätten sich in Ischgl mit dem Coronavirus angesteckt. Kritik wurde laut: das Land Tirol und der Tourismusbranche hätten zu spät reagiert.
Diese Woche geriet ein neuer Corona-Hotspot in die Schlagzeilen: Gütersloh (D). Nach dem Ausbruch in der Tönnies-Fleischfabrik kam es zu über 2000 Neuansteckungen in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf (D).
Die Tönnies-Angestellten und ihre Familien wurden in Quarantäne geschickt. Die Landkreise haben einen zweiten Lockdown verhängt.
So verschieden sind die Hotspots
Ist Gütersloh also das neue Ischgl? Laut Experten ist ein Vergleich zwischen den zwei Hotspots schwierig.
«In Ischgl sind die Angesteckten häufig schon abgereist, bevor sie selbst Symptome entwickelten.» Das sagt der Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik am Universitätsklinikum Halle, Rafael Mikolajczyk. Weil die Touristen mit dem Coronavirus wieder nach Hause reisten, wurde der Ausbruch unbemerkt grösser.
«Im Unterschied dazu handelt es sich in Gütersloh um ein Geschehen in einem Grossbetrieb.» Das sagt der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. Eine Häufung von Infektionen war demnach absehbar, wenn Leute am Arbeitsplatz wieder zusammenkommen würden.
Beide Experten begrüssen den Lockdown in Gütersloh und Warendorf. Zeeb sagt, es brauche diese Massnahmen, um dem Virus wieder Einhalt zu gebieten. Mikolajczyk stimmt zu: «Angesichts der gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen ist eine kurze Phase mit strengen Massnahmen vorzuziehen.»
Coronavirus: Höheres Risiko bei Reisen
In Nordrhein-Westfalen beginnen nächste Woche die Sommerferien. Der Ausbruch bei Tönnies könnte vielen Menschen in der Region die Ferien vermiesen. Epidemiologe Zeeb rät, geplante Reise um einige Tage zu verschieben.
Laut Mikolajczyk erschweren bevorstehende Reisen den Überblick über die Infektionen in den Ferienorten. Man müsse sicherstellen, dass bei einer Häufung von Infektionen bei Rückkehrern in den betreffenden Ferienorten die Übertragung unterbrochen werde.
Das war in Ischgl das Problem: viele Touristen brachten bei der Rückkehr das Virus in ihre Wohnorte mit. Die warmen Temperaturen und die Tatsache, dass die Menschen viel draussen sind, könnte das Übertragungsrisiko für das Coronavirus jedoch verringern.