Coronavirus zwingt an Heim und Herd

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Deutschland,

Feste: gestrichen. Konzerte: abgesagt. Sportliche Wettkämpfe: erstmal nicht. Das Leben im Zeichen der Corona-Epidemie ist zunehmend beschränkt auf die eigenen vier Wände. Immer mehr Krisenländer greifen zu drastischen Massnahmen.

Der Pariser Platz am Brandenburger Tor ist fast menschenleer. Foto: Paul Zinken/dpa
Der Pariser Platz am Brandenburger Tor ist fast menschenleer. Foto: Paul Zinken/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Italien hat jetzt auch Frankreich die Schliessung aller Restaurants und Bars verfügt und dies mit dem starken Anstieg der Coronavirus-Fälle im Land begründet.

Zur wirksameren Bekämpfung der Epidemie verhängte Spanien einen zweiwöchigen sogenannten Alarmzustand, der auf die Einschränkung der Bewegungsfreiheit im ganzen Land hinausläuft.

Auch in Deutschland werden die Beschränkungen immer strenger. In Berlin wurden «ab sofort» alle öffentlichen und nicht öffentlichen Veranstaltungen ab 50 Personen untersagt. Kneipen, Bars, Spielhallen und Clubs mussten laut Senatskanzlei am Samstag schliessen. Auch Kinos, Theater und Konzerthäuser dürfen nicht mehr öffnen. In den Abendstunden fuhr die Polizei die Kneipen ab und setzte das Verbot durch.

Der Sportbetrieb in öffentlichen und privaten Sportanlagen Berlins ist verboten. Schwimmbäder und Fitnessstudios müssen ihre Türen schliessen. Auch dürfen Patienten im Krankenhaus keinen Besuch mehr empfangen - Ausnahme seien solche unter 16 Jahren und Schwerstkranke.

Andere Bundesländer hatten zuvor bereits grössere Versammlungen untersagt. Von Montag an werden zudem überall in Deutschland Schulen und Kitas geschlossen, die Kinder müssen dann zumeist zuhause betreut werden.

Angesichts der Schulschliessungen rief Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) zu Solidarität und Eigeninitiative auf, um organisatorische Probleme bei der Kinderbetreuung zu lösen. Sie sagte der «Bild am Sonntag»: «Alle Beteiligten müssen flexibel damit umgehen. Es ist gut, dass in Branchen, in denen es möglich ist, vermehrt von zu Hause aus gearbeitet wird oder flexible Arbeitszeiten vereinbart werden. Aber wir brauchen auch andere Ideen, wie wir im kleinen Kreis helfen können. Hier sind Freunde, Bekannte oder Nachbarn gefragt, die sich gegenseitig unterstützen und aufeinander achten.»

Das Bundesarbeitsministerium appellierte an alle Arbeitgeber, pragmatische Lösungen mit ihren Beschäftigten zu finden. Auf die Schliessung von Schulen und Kindergärten könne mit Homeoffice, kreativen Arbeitszeitmodellen, der Nutzung von Urlaub und Arbeitszeitkonten reagiert werden, sagte ein Sprecher.

In den USA wurden wegen des Coronavirus die für den 24. März geplanten Vorwahlen der Demokraten und der Republikaner im Bundesstaat Georgia voraussichtlich auf den 19. Mai verschoben, wie die dortige Wahlbehörde mitteilte. In der US-Basketballliga NBA wurde ein dritter Corona-Fall bekannt. Betroffen ist ein Spieler der Detroit Pistons.

Für Europäer werden Reisen zunehmend schwieriger. Staaten wie Dänemark, Polen und Tschechien verhängten bereits Einreisestopps für Ausländer. Die Türkei stellt als Vorsichtsmassnahme Flüge nach Deutschland und in acht weitere europäische Länder vorübergehend ein. Norwegen will ab Montag alle Ausländer an den Grenzen abweisen, Lettland ab Dienstag den internationalen Personenverkehr komplett aussetzen. Litauens Regierung stellt das gesamte Land für zwei Wochen unter Quarantäne stellen. Dies beschloss das Kabinett in Vilnius am Samstagabend. Die Massnahme gelte ab Montag und umfasst die Schliessung der Grenzen für Ausländer.

In die USA dürfen Europäer wegen des von Trump verhängten Einreisestopps auch nicht mehr reisen - von Dienstag an gilt das auch für Briten und Iren, die zuvor noch ausgenommen waren.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat konkret Regionen als Risikogebiete eingestuft, in denen eine fortgesetzte Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann. Dazu zählen inzwischen auch das Bundesland Tirol in Österreich und die spanische Hauptstadt Madrid. Zuvor waren bereits Italien, Iran, die französische Region Grand Est (Elsass, Lothringen, Champagne-Ardenne) sowie Provinzen in China und Südkorea benannt worden.

Das RKI meldete am Samstagabend, dass inzwischen 3795 laborbestätigte Covid-19-Fälle in Deutschland registriert wurden - 733 mehr als am Vortag. Acht Menschen seien hierzulande an der Krankheit gestorben.

In Spanien tritt das Alarmzustand-Dekret am Montag um 8 Uhr morgens in Kraft. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach von «drastischen Massnahmen». Der Alarmzustand sei für die längstmögliche Dauer von 15 Tagen ausgerufen worden, sagte der sozialistische Politiker. Die Spanier dürften während des «Alarmzustands» nur in Ausnahmefällen aus dem Haus gehen. Erlaubt bleiben nach dem Dekret Fahrten zur Arbeit, zum Arzt sowie zum Kauf von Lebensmitteln und Medikamenten. Die Bürger dürfen das Haus auch verlassen, um Kinder, Ältere und Hilfsbedürftige zu betreuen.

Am Abend berichteten spanische Medien übereinstimmend unter Berufung auf Quellen in der Moncloa, dem Sitz des Regierungschefs in Madrid, dessen Frau Begoña Gómez habe sich mit dem Coronavirus infiziert.

In China ist die Zahl der Infektionen durch das Coronavirus offiziellen Angaben zufolge erneut nur leicht gestiegen. Die Pekinger Gesundheitskommission meldete am Sonntag landesweit 20 weitere Erkrankungen und zehn Todesfälle. Seit Beginn der Epidemie im Dezember haben sich nach offizieller Statistik 80 844 Menschen in Festlandchina mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 65 000 haben die Krankenhäuser wieder verlassen. 3199 Tote sind bislang in der Volksrepublik zu beklagen.

In Südkorea ging erstmals seit mehr als drei Wochen die Zahl der täglich erfassten Corona-Infektionen auf unter 100 zurück. Am Samstag seien 76 Neuinfektionen festgestellt worden, teilten die Gesundheitsbehörden am Sonntag mit. Die Gesamtzahl erreichte damit 8162 Infektionen. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden, kletterte um 3 auf 75.

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