Das erste Quartal lief bestens für Daimler, der Reingewinn stieg rasant. Doch die Auswirkungen der weltweiten Lieferengpässe von Computerchips könnten den Verkauf stärker als gedacht einbremsen.
Der Auto- und Lastwagenbauer Daimler präsentiert seine Geschäftszahlen für das erste Quartal. Foto: Marijan Murat/dpa
Der Auto- und Lastwagenbauer Daimler präsentiert seine Geschäftszahlen für das erste Quartal. Foto: Marijan Murat/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Autobauer Daimler hat im ersten Quartal überraschend viel Geld verdient, befürchtet aber angesichts der weltweiten Chipkrise kurz- und mittelfristig verschärfte Probleme bei der Produktion seiner Fahrzeuge.
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In den nächsten Wochen könne es wegen anhaltender Lieferengpässe wichtiger elektronischer Bauteile «hier und dort» zu Produktionsstopps und Kurzarbeit kommen, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm am Freitag vor Journalisten. Welche Daimler-Werke über die bisher bekannten in Rastatt und Bremen hinaus von diesen Massnahmen betroffen sein könnten, liess er offen. Auch zu genauen Zeiträumen nannte Wilhelm keine Details.

Das hänge davon ab, wann wo welche Chipteile verfügbar seien und wie man die Auswirkungen der Krise möglichst gering halten könne. «Das ist taktisches Arbeiten Woche für Woche.» Es sei nicht im Interesse des Unternehmens, «dass wir das irgendwie ausschlachten».

Wilhelm sagte, er befürchte, dass die Krise die Produktion und damit auch den Absatz neuer Fahrzeuge im zweiten Quartal noch stärker als zu Jahresbeginn beeinflusse. Die Produktionsunterbrechungen könnten mehrere Produktklassen betreffen - womöglich auch hochpreisige Pkw-Modelle wie die S-Klasse, die in Sindelfingen gebaut wird. Zwar versuche man, die Auswirkungen der Krise weitgehend von der S-Klasse fernzuhalten - garantieren könne man das aber nicht.

Daimler hatte bisher angekündigt, in den Mercedes-Werken in Rastatt und Bremen jeweils Tausende Mitarbeiter zunächst bis Ende kommender Woche in die Kurzarbeit zu schicken. In Bremen sind mehr als 12.000 Mitarbeiter beschäftigt, in Rastatt rund 6500. Die Mitarbeiter beider Werke sowie des Standorts im ungarischen Kecskemét waren bereits Anfang des Jahres in die Kurzarbeit geschickt worden. Die weltweiten Probleme beim Nachschub von Elektronik-Chips zwingen auch andere Autokonzerne seit Wochen zu Unterbrechungen der Produktion.

Immerhin konnte Daimler seinen Aktionären am Freitag überaus starke Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Der Reingewinn zwischen Januar und Ende März lag bei satten 4,29 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren als Nettogewinn nur 94 Millionen Euro übrig geblieben, auch weil die Corona-Pandemie die Geschäfte stark unter Druck gesetzt hatte. Zudem klettere der Konzernumsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 41,0 Milliarden Euro.

Gute Quartalszahlen waren bereits absehbar gewesen, nachdem Daimler in der Vorwoche schon vorab einen überraschend hohen operativen Gewinn vermeldet hatte. Auch die Fahrzeugverkäufe stiegen teils signifikant - vor allem im mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt China. Obendrein machen sich inzwischen die Auswirkungen von Sparprogrammen bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte. Tausende Stellen sollten und sollen in diesem Zuge abgebaut werden, als Gründe hatten dem Konzern der zunehmende Umbau von Verbrennungs- zu Elektromotoren und die Folgen der Corona-Krise gedient.

Wilhelm sagte, die jetzigen starken Zahlen seien kein Grund, diese Pläne aufzugeben. Die Fixkosten seien weiter zu hoch. «Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, sich auf Basis guter Ergebnisse zurückzulehnen und zu sagen: Alles vorbei, jetzt können wir die Fixkosten wieder nach oben laufen lassen.» Der angepeilte Umbau des lange auf Diesel- und Benzintechnik spezialisierten Autokonzerns hin zu einem führenden E-Auto-Anbieter dauere noch lang und sei tiefgreifend.

Seine Prognose für die Profitabilität in der Pkw-Sparte hob Daimler an. Für den Bereich mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen geht der Konzern nun von 10 bis 12 Prozent Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern aus, wenn Sondereffekte herausgerechnet werden. Zuvor hatte das Management 8 bis 10 Prozent Marge in Aussicht gestellt.

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