Demonstranten im Libanon wollen sich nicht mit Rücktritt Hariris zufrieden geben
Die Demonstranten im Libanon wollen sich nicht mit dem Rücktritt der Regierung von Saad Hariri zufrieden geben.
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Strassenblockaden in Beirut trotz Rückzugs des Ministerpräsidenten.
Der harte Kern der Demonstranten harrte am Donnerstag weiter im Zentrum der Hauptstadt Beirut aus und versuchte, erneut Strassen zu blockieren, die zuvor wieder für den Verkehr geöffnet worden waren. Einige Schulen setzten den Unterricht fort und am Freitag sollen auch die Banken wieder öffnen.
Auf einer wichtigen Kreuzung harrten aber weiter Demonstranten aus, darunter Tarek Badun. «Aufgeben kommt nicht in Frage», sagte der 38-Jährige. Auch nach dem Rücktritt Hariris am Dienstag fordert er tiefgreifende Reformen des politischen Systems, das von Korruption und Vetternwirtschaft durchsetzt ist und seit Jahren keine Lösung findet für die gravierenden Probleme wie die chronische Müllkrise und die ständigen Stromausfälle.
«Die politische Klasse setzt darauf, dass den Protesten die Luft ausgeht, so viel ist klar», sagte der Politologe Karim Bitar. «Sie hofft, dass die Libanesen, unter dem Druck der wirtschaftlichen Zwänge, zum Alltag zurückkehren.» Bisher sind die wochenlangen Proteste weitgehend friedlich geblieben, auch wenn Anhänger der schiitischen Hisbollah und der Amal-Bewegung wiederholt Zeltlager der Demonstranten überfielen und verwüsteten.
Präsident Michel Aoun wollte später eine Rede halten. Er hatte Hariri gebeten, bis zur Bildung einer neuen Regierung geschäftsführend im Amt zu bleiben. Frankreichs Aussenminister Jean-Yves Le Drian mahnte, es sei «essentiell für die Zukunft des Libanon, dass rasch eine neue Regierung gebildet wird, um die Reformen einzuleiten, die das Land braucht». Die frühere Mandatsmacht Frankreich ist ein wichtiger Geldgeber im Libanon.