Deutsche sollen wegen Smog aus Polen nicht mehr joggen
Die Luft in Deutschland ist stark verschmutzt. Grund dafür ist giftiger Feinstaub aus Polen und die sogenannte Inversionswetterlage – Experten warnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland hat momentan mit starken Luftverschmutzungen zu kämpfen.
- Eine Smog-Wolke aus Polen bringt giftigen Feinstaub nach Deutschland.
- Der Feinstaub in der Luft ist eine Belastung für die Gesundheit.
Deutschland befindet sich derzeit in einer Luftqualitätskrise. Die Umweltbehörden warnen vor Luftverschmutzungen im ganzen Land.
Hauptverursacher dafür sind Smog aus Polen sowie Giftluft aus eigenen Heizungen und Fahrzeugen aufgrund der Inversionswetterlage.
Bei einer Inversionswetterlage bleibt warme Luft über der kalten Bodenluft hängen, was den Austausch von Luftmassen verhindert.
Die Folge ist eine Ansammlung von Schadstoffen in den untersten 500 bis 600 Metern unserer Atmosphäre.
Massive Smog-Wolke aus Polen
Zu dieser bereits kritischen Situation kommt nun eine weitere Gefahr: Eine massive Wolke aus Smog und Feinstaub aus Polens Kohlekraftwerken und privaten Kohleheizungen zieht über die Grenze nach Deutschland.
Das Bundesumweltamt warnt die Bevölkerung: «Besser ist ein gemütlicher Spaziergang, anstatt zu joggen. Dabei atmet man deutlich weniger schlechte Luft ein.»
Besonders Kinder seien gefährdet. «Lungenkrebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Atemwegserkrankungen – all das wird durch anhaltend hohe Feinstaubbelastung begünstigt», warnt Meteorologe Dominik Jung bei «Bild».
Höchste Warnstufe bei Luftverschmutzung
Seit dem Wochenende sind die Karten der Wetterforscher knallrot.
Die aktuellen Feinstaubwerte liegen bei 100 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dies ist weit über der höchsten Warnstufe von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Ute Dauert vom Umweltbundesamt erzählt «Bild», dass etwa 50 Prozent des Feinstaubs in Berlin aus Polen stamme.
Nur 12 Prozent komme aus Deutschland selbst. In anderen Städten wie Hamburg, Dresden und Hannover liegt der Anteil des polnischen Feinstaubs zwischen 25 und 35 Prozent.
In der Schweiz sieht die Situation entspannter aus.
Entwarnung für die Schweiz
Meteorologe Patrick Stierli von «Meteo Schweiz» gibt gegenüber Nau.ch Entwarnung: «Von einer Inversionslage kann bei uns nicht gesprochen werden. Entsprechend ist auch die Feinstaubkonzentration nicht vergleichbar mit jener beispielsweise in Berlin oder Leipzig.»
Dies liege daran, dass in der Schweiz eine andere Wettersituation herrsche als im Nordosten Deutschlands.
Eine Kaltfront über der Schweiz werde einen Luftmassenwechsel mit sich bringen, erklärt Stierli weiter. «Die Luft aus Polen wird uns darum vorerst nicht erreichen.»
Schlimmster Smog-Alarm seit Jahren
Laut Professor Hartmut Herrmann vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung handelt es sich um den schlimmsten Smog-Alarm seit Jahren.
«Feinstaubpartikel haben eine Lebenszeit von einigen Tagen, insbesondere bei trockenen Bedingungen ohne Niederschlag. Daher können Partikel, aber auch anderer Luftschadstoffe aus Osteuropa zu uns transportiert werden», warnt er.
Patrick Stierli von «Meteo Schweiz» geht aber davon aus, dass die Kaltfront auch bald Deutschland und Polen erreicht. Das würde Entlastung für die betroffenen Gebiete bringen.
