Deutsche staunen über «Corona-Wunder von Bern»
Die Corona-Zahlen sinken, trotz im Vergleich mit dem Ausland milden Massnahmen. In Deutschland reibt man sich verwundert die Augen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz wurde hart von der zweiten Corona-Welle getroffen.
- Trotz hoher Fallzahlen blieben die Massnahmen aber mild, die Zahlen sinken allmählich.
- In Deutschland schreibt man nun vom «Corona-Wunder von Bern».
Während die Schweizer Nachbarländer nacheinander die zweiten Lockdowns verkündeten, blieben die harten Massnahmen hierzulande aus. Mehr noch: Trotz den hohen Fallzahlen kann man in Bern Weihnachtsmärkte besuchen und in Pop-Up-Bars Glühwein trinken.
Das sorgt in Deutschland für ungläubiges Staunen. Besonders die sinkenden Zahlen: Trotz den mit Deutschland verglichenen milden Massnahmen nehmen die Fallzahlen ab. Die grösste deutsche Boulevardzeitung «Bild» titelt deshalb: «Das Corona-Wunder von Bern?»
«Unheimliches Experiment»
Auf die Deutschen wirkt das Treiben in der Bundesstadt wie ein «unheimliches Experiment». «Verglichen mit dem bundesweiten Lockdown in Deutschland und dem Knallhart-Lockdown in Österreich war klar: Die Schweiz geht den Lockdown-freien Sonderweg! Und damit hohes Risiko», schreibt die Zeitung weiter.
Als Beweis zeigt die Zeitung Bilder vom Berner Waisenhausplatz, wo bis zu Weihnachten der diesjährige Weihnachtsmarkt steht. Trotz Corona ist dieser gut besucht.
Das hohe Risiko scheint sich bisher nicht zu rächen. Schweizer Experten wie Epidemiologe Andreas Cerny begründen die Massnahmen und die sinkenden Zahlen gegenüber der «Bild» mit dem «lokal adaptierten Vorgehen der Kantone». Dieses zahle sich aus.
«Sparsamkeit vor Menschenleben»
Doch die Beurteilung der Schweizer Corona-Bekämpfung klang im Ausland auch schon anders. So schrieb der «Spiegel» kürzlich von den «erstaunlich lockeren» Regeln der Kantone. Obwohl die Zahlen dazumal stiegen, hätte sich «kaum jemand ernsthaft Sorgen» gemacht.
Viel Beachtung fand auch ein Artikel im renommierten US-Magazin «Foreign Policy». Der Titel lautete: «Die Schweiz stellt Sparsamkeit vor Menschenleben», kritisiert wird die Schweizer Regierung, die sich geweigert habe, die notwendigen restriktiven Massnahmen zu ergreifen.
Auch die Italiener zeigten sich jüngst erschreckt über den Schweizer Weg. Die Zeitung «Il Messaggero» schrieb etwa: «Jetzt erschreckt die Schweiz auch Italien».