Investoren und Immobilienkäufer hoffen auf sinkende Zinsen. Doch die Hoffnungen könnten vergebens sein.
zinsen
EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sieht noch kein Ende der Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Teuerung. Die Inflation ist noch nicht so tief gesunken, wie sich das die Währungshüter wünschen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weiterhin wird von Investoren auf sinkende Zinsen gehofft.
  • Doch es sprechen viele Gründe dagegen.
Ad

Investoren und Immobilienkäufer hoffen auf sinkende Zinsen. Doch diese Hoffnung könnte enttäuscht werden, wie ein Vortrag von EZB-Direktorin Isabel Schnabel nahelegt. So berichtet es das «Manager Magazin».

Zinssenkungen in der Warteschleife

An den Finanzmärkten herrscht eine Atmosphäre ähnlich einem Laufwettbewerb: Alle warten gespannt auf den Startschuss für fallende Zinsen. Seit Monaten richten sich die Blicke auf die grossen Notenbanken, in Erwartung eines Signals für eine baldige Zinssenkung.

Vor etwa zwei Jahren begann die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die Sätze schnell zu erhöhen. Die Europäische Zentralbank (EZB) folgte einige Monate später. In anderthalb Jahren stiegen sie um 4,5 (Eurozone) bzw. 5,5 (USA) Prozentpunkte – ein beispielloser Anstieg seit Jahrzehnten.

Spekulation um zukünftige Zinssenkungen

Seit dem letzten Herbst stagnieren die Leitzinsen auf hohen Niveaus und Spekulation über mögliche Senkungen sind an der Tagesordnung. Besonders im Fokus stand dabei lange Zeit die Federal Reserve.

Nun richtet sich das Augenmerk auf die EZB, welche am Donnerstag über ihren weiteren Kurs entscheidet. Einige Ratsmitglieder haben bereits Senkungen der Leitzinsen in Aussicht gestellt, möglicherweise noch nicht im April, aber wahrscheinlich spätestens im Sommer.

Argumente gegen drastische Zinssenkungen

Trotz der Hoffnungen auf sinkende Zinsen gibt es ernsthafte Zweifel. Und zwar hat das folgende Gründe: Die Inflation ist zwar deutlich zurückgegangen. Aber die grundlegende Preisdynamik ist noch nicht so weit abgeschwächt, dass sich die Notenbanker entspannt zurücklehnen könnten.

Ausserdem müssen die Notenbanken ihren Ruf wahren. Ihre Glaubwürdigkeit wurde nämlich durch die vorangegangene Inflationsphase beschädigt und ein weiterer Fehltritt könnte fatal sein.

Die Notenbanken sitzen zudem immer noch auf Billionen von Wertpapieren aus den Kaufprogrammen während der Pandemie. Um in der nächsten Krise handlungsfähig zu sein, versuchen sie diese Bestände abzubauen. Das wird aber eher zu einem höheren als niedrigeren Kapitalmarktzins führen wird.

Eine Zinssenkung ist nicht unmittelbar in Sicht

Die Inflationsraten in der Eurozone nähern sich zwar dem Zielwert der EZB von 2 Prozent. Doch insbesondere im Dienstleistungssektor bleiben die Preise mit einer Steigerungsrate von 4 Prozent hartnäckig hoch. Dies wird teilweise durch Lohnerhöhungen angetrieben, die die realen Einkommensverluste seit 2020 ausgleichen sollen. Gleichzeitig sinkt die Produktivität in Europa, was zu einer Spirale aus steigenden Arbeitskosten und Preiserhöhungen führt.

Trotz gesunkener Inflationsraten ist eine Zinssenkung aufgrund der anhaltenden Preissteigerungen im Dienstleistungssektor und der sinkenden Produktivität nicht unmittelbar in Sicht. Das Vertrauen in die EZB ist durch über dem Ziel liegende Inflationserwartungen begrenzt. Eine vorschnelle Zinssenkung könnte die Inflation daher erneut anheizen.

Isabel Schnabel von der EZB deutet darauf hin, dass der neutrale Zins möglicherweise gestiegen ist und weiter steigen könnte. Das würde langfristig zu höheren Zinsen führen. Die EZB hält zudem grosse Bestände an Wertpapieren, die während der Finanzkrise und der Coronapandemie aufgekauft wurden. Das würde die finanzielle Landschaft weiter beeinflusst.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

EZBInflationHerbst