Erdbeben-Hilfe trotz belasteter Beziehungen – Türkei dankt Armenien
Die Türkei hat Armenien für die Hilfe nach dem schweren Erdbeben von vergangener Woche gedankt. Das Verhältnis der Länder ist schwer belastet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Türkei hat Armenien für die Hilfe nach dem schweren Erdbeben gedankt.
- Die Solidarität Armeniens sei von grosser Bedeutung für das Land.
- Das Verhältnis der Nachbarstaaten ist schwer belastet.
Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu hat Armenien für die Unterstützung nach dem schweren Erdbeben in der Südosttürkei gedankt. «Armenien hat uns in dieser schweren Zeit die Hand der Freundschaft gereicht», sagte Cavusoglu am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem armenischen Kollegen Ararat Mirsojan in Ankara. Die Solidarität Armeniens sei von grosser Bedeutung für die Türkei. Das Verhältnis zwischen den Nachbarstaaten ist schwer belastet.
Infolge der Erdbeben-Katastrophe hatte die Türkei in der vergangenen Woche erstmals seit 30 Jahren einen Grenzübergang zu Armenien geöffnet – um Hilfstransporte zu ermöglichen. Zudem halfen armenische Rettungskräfte bei der Suche nach Verschütteten. Cavusoglu sagte, die armenischen Einsatzkräfte hätten ein kleines Mädchen und eine Frau aus den Trümmern gerettet. Er bedankte sich dafür.
Beziehungen sind belastet
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien sind aus unterschiedlichen Gründen belastet: Rund 1,5 Millionen Armenier wurden Historikern zufolge im Ersten Weltkrieg Opfer systematischer Tötungen im Osmanischen Reich. Als dessen Rechtsnachfolgerin gibt die Türkei zwar Massaker an 300'000 bis 500'000 Menschen zu, weist die Einstufung als Völkermord aber zurück. Deutschland und andere westliche Staaten haben die Massaker an den Armeniern als Genozid verurteilt.
Zudem gilt die Türkei als enger Verbündeter Aserbaidschans, mit dem Armenien bis heute einen blutigen Konflikt um die Region Berg-Karabach austrägt. Erst seit Ende 2021 unterhalten der Staat im Südkaukasus und die Türkei wieder diplomatische Kontakte. Im Zuge einer Wiederannäherung trafen sich die Aussenminister bereits im vergangenen März in Antalya.
