Islamische Staaten fordern «konkrete Massnahmen» gegen Islamfeindlichkeit
Eine Woche nach dem blutigen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch haben die islamischen Staaten «konkrete Massnahmen» gegen Islamfeindlichkeit in der Welt gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Aussenministertreffen in Istanbul nach Moschee-Anschlag in Christchurch.
Die Mitglieder der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) werteten den Anschlag am Freitag als eine der «brutalen, unmenschlichen und furchtbaren» Konsequenzen des Islamhasses. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte, diesen so zu bekämpfen wie «den Antisemitismus nach dem Holocaust».
In der Abschlusserklärung des Treffens in Istanbul forderten die Aussenminister der OIC-Mitglieder alle Länder mit muslimischen Minderheiten auf, auf «Erklärungen und Praktiken zu verzichten, die den Islam in Verbindung mit Terror, Extremismus und Bedrohungen» der Gesellschaft bringen. Es brauche «konkrete, umfassende und systematische Massnahmen gegen die Plage» der Islamfeindlichkeit, erklärten die OIC-Mitglieder.
Ein australischer Rechtsextremist hatte vergangene Woche während des Freitagsgebets in zwei Moscheen in Christchurch 50 Menschen getötet. Neuseelands Aussenminister Winston Peters versicherte zum Auftakt des Treffens am Bosporus, dass sich die muslimische Gemeinde in seinem Land «sicher fühlen» könne. «Die Polizei gewährleistet die Sicherheit jeder Moschee, damit die Leute in Frieden beten können», sagte Peters.
Erdogan forderte, den «zunehmenden Hass auf den Islam» so zu bekämpfen wie «den Antisemitismus nach dem Holocaust». Dabei seien die Sicherheitskräfte, die Politiker und die einfachen Bürger gleichermassen gefragt. Neonazi-Gruppen müssten genauso behandelt werden wie die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und andere Terrorgruppen. Den westlichen Medien warf er vor, «die Glut des Hasses auf den Islam anzufachen».
Zugleich lobte der türkische Präsident die Solidarität, die Neuseeland nach den Anschlägen mit den Muslimen gezeigt habe. Diese sollte «ein Beispiel für politische Führer in aller Welt sein», forderte er.
Zuvor hatte Erdogan scharfe Kritik auf sich gezogen, als er nach den Anschlägen von Christchurch auf Kundgebungen vor den türkischen Kommunalwahlen am 31. März wiederholt das Video gezeigt hatte, das der rechtsextreme Attentäter bei der Tat aufgenommen hatte.
Peters kritisierte, eine solche Politisierung des Massakers gefährde «die Sicherheit der neuseeländischen Bevölkerung». Auch die türkische Opposition warf Erdogan vor, die Mordtat für den Wahlkampf zu instrumentalisieren, um Stimmen zu gewinnen. Trotz der Kritik liess Erdogan die Sequenz am Donnerstag erneut bei live im Fernsehen übertragenen Kundgebungen auf einer Grossleinwand zeigen.
Nach einem Treffen mit Erdogan am Freitag sagte Peters, er habe die Verwendung des Videos nicht angesprochen, da er darauf vertraue, dass es nicht wieder gezeigt werde. Sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu habe ihm versichert, dass Neuseeländer weiterhin willkommen seien, wenn sie zum sogenannten Anzac-Tag am 25. April in die Türkei kämen, um der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg zu gedenken.
Zum Jahrestag der Schlacht, in der 1915 auch tausende Australier und Neuseeländer gekämpft hatten, reisen jedes Jahr tausende ihrer Nachfahren auf die Schlachtfelder. Erdogan hatte am Montag bei einer Feier in Gallipoli gedroht, sollten Australier oder Neuseeländer die Türkei noch einmal angreifen, werde die Türkei sie wie ihre Grossväter «in Särgen zurückschicken». Australien hatte daraufhin den türkischen Botschafter einbestellt.