Erinnerung an Nemzow-Mord vor sechs Jahren und Ehrung für Nawalny
Das Wichtigste in Kürze
- Den Nemzow-Preis erhalte er für seinen Mut bei der Verteidigung der demokratischen Werte.
- Boris Nemzow wurde am 27. Januar 2015 in Kremlnähe erschossen.
Sechs Jahre nach der Ermordung des russischen Oppositionellen Boris Nemzow hat die nach ihm benannte Stiftung den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Der 44-Jährige erhalte in diesem Jahr den Nemzow-Preis für seinen Mut bei der Verteidigung der demokratischen Werte in Russland, teilte die Stiftung am Samstag zum Jahrestag der Ermordung des früheren Vize-Regierungschefs mit. Am Tatort, wo Nemzow am 27. Januar 2015 in Kremlnähe erschossen worden war, legten Menschen, darunter der US-Botschafter John J. Sullivan, Blumen nieder.
Auch die von Nemzows Tochter Schanna Nemzowa in Bonn ins Leben gerufene Stiftung erinnert jährlich mit dem Preis an den Tod des Politikers. Der in einem Straflager inhaftierte Oppositionsführer Nawalny gilt für viele Menschen in Russland nach dem Tod Nemzows als neue Hoffnung für ein Ende der Präsidentschaft von Wladimir Putin.
Nawalny sei ein «Symbol des Widerstands gegen Tyrannei in der Welt», teilte die Stiftung mit. Sie forderte die sofortige Freilassung des Putin-Kritikers, der im August einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok nur knapp überlebt hatte. «Alexej Nawalny hat nicht nur unglaublichen persönlichen Mut bewiesen, sondern auch einen enormen Beitrag zur Aufdeckung von Korruption (...) geleistet.»
«Inspiration für viele»
Beim Gedenken an die Ermordung Nemzows erinnerte US-Botschafter Sullivan daran, dass der Politiker für eine «bessere Zukunft für sein Land und seine Mitbürger» gekämpft habe. «Er bleibt eine Inspiration für viele, die nach Gerechtigkeit, Transparenz, Freiheit streben», teilte die Botschaft in Moskau im Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Der Mord an Nemzow wirft noch immer viele Fragen auf. Die EU drängte Russland wiederholt dazu, den Fall weiter aufzuklären. Ein Gericht in Moskau verurteilte 2017 den mutmasslichen Mörder und vier Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen. Dennoch gab es immer wieder Zweifel an dieser Darstellung.
Die Familie Nemzows beklagte, dass nach den wahren Drahtziehern nie wirklich gesucht worden sei. Der Politiker galt als liberaler Reformer und war in den 1990er Jahren Vize-Regierungschef. Später wurde er zur schillernden Galionsfigur der russischen Opposition. Er war ein erbitterter Kritiker Putins.