Boris Jefimowitsch Nemzow wird von Anhänger gedenkt
Tausende Russen gingen auf die Strassen um zu protestieren. Sie erinnerten an den vor fünf Jahren ermordeten Kreml-Kritiker Boris Jefimowitsch Nemzow.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Menschen erinnerten bei Protesten an den ermordetet Kreml-Kritiker Boris Nemzow.
- Die Demonstrationen gelten auch Putins geplanter Verfassungsreform.
Tausende Demonstranten haben am Samstag in Moskau und St. Petersburg an den vor fünf Jahren ermordeten Kreml-Kritiker Boris Jefimowitsch Nemzow erinnert. Gleichzeitig nutzten sie ihre Kundgebungen, um gegen die von Präsident Wladimir Putin angekündigte Reform der russischen Verfassung zu protestieren.
In Moskau war es die erste Grosskundgebung seit den von den Behörden brutal unterdrückten Demonstrationen im vergangenen Sommer. Diese forderten damals freie und faire Wahlen.
14'000 Menschen in Moskau
Nach Angaben der unabhängigen Organisation Weisser Zähler waren allein in Moskau rund 14'000 Menschen an den Demonstrationen. Sie folgten einem Aufruf des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny und anderer Organisatoren, sich in grosser Zahl der Kundgebung anzuschliessen. In Sankt Petersburg nahmen etwa 2000 Menschen an einem Marsch zum Denkmal für die Opfer der politischen Repressionen teil.
Nawalny will mit den Protesten nach eigenen Angaben ein Signal an den Kreml-Chef senden. Er warnt Putin, dass er nicht um jeden Preis an der Macht bleiben kann, wenn sein Mandat 2024 ausläuft.
«Putins Politik beruht auf reinen Lügen»
Auf einem Protestschild der Demonstranten stand «Putins Regime ist eine Bedrohung der Menschheit». Ein anderes zierte unter Nemzows Bild ein Zitat von Boris Jefimowitsch Nemzow: «Putins Politik beruht auf reinen Lügen». Immer wieder skandierte die Menge «Russland ohne Putin» und «Russland wird frei sein». Gleichzeitig forderten sie die Freilassung aller in den vergangenen Monaten festgenommenen Russen, unter anderem wegen angeblicher Gewalt gegen die Polizei.
Die im Januar von Putin angekündigte Reform der Verfassung aus dem Jahr 1993 hatte Spekulationen ausgelöst: Der Kremlchef wolle mit der Verfassungsänderung sicherstellen, dass er nach dem Ende seiner Amtszeit 2024 die Macht im Land behält.
Die Bevölkerung ist in der Frage gespalten: In einer Umfrage des unabhängigen Lewada-Zentrums gaben 45 Prozent an, Putin solle 2024 endgültig abtreten. 45 Prozent sagten, er solle an der Macht bleiben.
Boris Jefimowitsch Nemzow war Putins grösster Herausforderer
Putins einstiger grösster Herausforderer Boris Jefimowitsch Nemzow war am 27. Februar 2015 kurz vor Mitternacht in der Nähe des Kreml erschossen worden. 2017 wurde ein ehemaliger Offizier aus Tschetschenien für den Mord zu 20 Jahren Haft verurteilt. Vier weitere Männer wurden der Beihilfe zum Mord schuldig befunden.
Anhänger Nemzows werfen den russischen Behörden jedoch vor, die Drahtzieher bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen zu haben.