Erneut gewaltsame Ausschreitungen gegen Polizei in Belfast
Am Samstagabend haben Unionisten Brandbomben auf Polizeibeamte in Belfast geworfen und Fahrzeuge angezündet.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstagabend kam es in Belfast erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen.
- Polizeibeamte wurden mit Brandbomben beworfen und Fahrzeuge wurden angezündet.
- An den Krawallen beteiligt waren etwa 30 teils maskierte Menschen.
Die wachsenden Spannungen in Nordirland haben sich in einem Vorort der Hauptstadt Belfast in einer Nacht des «Chaos» entladen. Dies nach Angaben der Polizei.
Mehrere Dutzend Menschen hätten am Samstagabend in Newtownabbey einen «organisierten Angriff auf die Polizei» verübt. Dies sagte der örtliche Polizeichef Davy Beck am Sonntag und schilderte die Krawalle als «Chaos». Die Krawallmacher hätten 30 Brandbomben auf Polizeibeamte geworfen und Fahrzeuge angezündet.
An den Krawallen beteiligten sich den Angaben zufolge etwa 30 teils maskierte Menschen. Ein 47-Jähriger sei wegen der Gewalt festgenommen worden und bleibe in Gewahrsam.
Am Freitagabend hatten Demonstranten in einem anderen Viertel von Belfast Polizisten mit Gullydeckeln, Ziegelsteinen und Brandsätzen beworfen. In dem Viertel haben ebenfalls die pro-britischen Unionisten das Sagen. Der britische Nordirland-Minister Brandon Lewis hatte daraufhin zur Ruhe aufgerufen.
Spannungen in Nordirland verschärfen sich weiter
In Nordirland wächst die Unzufriedenheit mit den Folgen des Austritts Grossbritanniens aus der EU, der am 1. Januar vollständig vollzogen wurde. Die Unionisten lehnen die Vereinbarung zwischen London und Brüssel ab, wonach aus Grossbritannien nach Nordirland eingeführte Waren kontrolliert werden müssen.
Die Regelung soll verhindern, dass es zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland wieder eine geschlossene Grenze gibt. Denn dies würde das Karfreitagsabkommen in Gefahr bringen. Das Abkommen war 1998 geschlossen worden. Dies, um den jahrzehntelangen gewaltsamen Konflikt zwischen pro-britischen Protestanten und den nach Unabhängigkeit von London strebenden Katholiken zu beenden.
Diese Woche verschärften sich die Spannungen weiter. Auslöser war die Entscheidung, nicht gegen 24 Mitglieder der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein vorzugehen. Dies, obwohl sie trotz Corona-Restriktionen an der Beerdigung des früheren einflussreichen Mitglieds der bewaffneten Untergrundorganisation IRA, Bobby Storey, teilgenommen hatten.
Die Unionisten hatten den Rücktritt von Nordirlands Vize-Regierungschefin Michelle O'Neill gefordert. Medienberichten zufolge hatte sie als eine von 1800 Menschen an der Beisetzung im Juni 2020 teilgenommen.