Erstmals kann jeder in Beuys-Werk «Ulysses» blättern
Das Werk «Ulysses» des deutschen Aktionskünstlers Joseph Beuys ist dank moderner Technik in Darmstadt erstmals für jeden Betrachter vollständig zu erleben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die von 1957 bis 1961 entstandene Arbeit «Joseph Beuys verlängert im Auftrag von James Joyce den Ulysses um sechs weitere Kapitel» umfasst sechs DIN-A5-Hefte mit insgesamt 750 Seiten und 355 Zeichnungen.
Besucher können seit Mittwoch nach Angaben des Landesmuseums mittels interaktiver Animation «in den Heftseiten blättern und zoomen, als würden sie in Beuys' Zeichnungen wandeln und in des Künstlers Gedanken blicken».
«Das ist das erste Mal in dieser Gänze und so umfassend», sagte Museumsdirektor Martin Faass über die Ausstellung aus Anlass des 100. Geburtstages von Beuys (1921-1986). Sie läuft bis zum 26. September.
«Wir wissen bis heute nicht, ob Beuys den Ulysses in Gänze gelesen hat», sagte Kuratorin Mechthild Haas. Beuys reklamiere für sich als Künstler, einen solchen Auftrag bekommen zu haben. Das gehöre zum Konstrukt von Künstlerinnen und Künstlern und sei eine Metaebene.
James Joyce (1882-1941) gehört zu den wichtigsten irischen Schriftstellern. Sein Roman «Ulysses» erschien 1922. Beuys' Werk in Anspielung auf Joyce sei ein Kunstwerk. Die Originalhefte sind auch Ausstellungsobjekt - in Glasvitrinen.
Die Hessische Kulturstiftung erwarb die sechs «Ulysses»-Hefte 1996. Das Museum sei ein wichtiger Ort, an dem sein Werk gezeigt, erforscht und für die Zukunft aufbewahrt wird«, sagte Faass. Neben den sechs Heften und der daraus auch aufgebauten Ausstellung zeigt das Museum in der Ausstellung »Kraftwerk Block Beuys« weitere Werke des Installationskünstlers. Es seien herausragende Konvolute von Beuys Arbeiten, sagte Faass. Beuys hatte die Arbeit am Kraftwerk 1970 begonnen und veränderte bis zu seinem Tod 1986 immer wieder die Zusammenstellung.