Ethikrat fordert offensivere Debatte über Lockerungen von Corona-Massnahmen

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Deutschland,

Der Deutsche Ethikrat hat die Politiker dazu aufgerufen, offensiver mit möglichen Lockerungen der Corona-Massnahmen umzugehen.

Dabrock (r.)
Dabrock (r.) - X03330/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Vorsitzender Dabrock nennt Kommunikation «verbesserungsbedürftig».

Die Kommunikationsstrategie vieler Verantwortlicher sei «verbesserunsbedürftig», sagte der Vorsitzende des Ethikrates, Peter Dabrock, am Dienstag in Berlin.

Zu häufig werde die Debatte über mögliche Lockerungen der gegenwärtigen Einschränkungen nur über den Zeitaspekt geführt, betonte der Theologe Dabrock. «Die sachlichen und sozialen Kriterien werden hintangestellt.» Diese müssten aber eigentlich im Vordergrund stehen. Es müsse immer wieder überprüft werden, ob die Massnahmen für jeden Einzelnen erforderlich und angemessen seien.

Dabrock zollte den Regierungen in Bund und Ländern «hohe Anerkennung» für ihre Leistungen in der Corona-Krise. Mit Blick auf die jüngsten öffentlichen Auftritte von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte er zugleich, er wünsche sich «noch mehr Mitnehmen der Bevölkerung». So könne die Politik die Menschen stärker nach ihrer Einschätzung fragen und danach, was sie der Regierung «mit auf den Weg geben».

«Es ist zu früh für Lockerungen, aber es ist nie zu früh für eine Diskussion über Öffnungsperspektiven», sagte Dabrock. Es sei keineswegs so, dass man den Menschen damit falsche Hoffnungen machen würde. «Hoffnungsbilder brauchen die Menschen genau dann, wenn sie in einer katastrophalen Situation wie der jetzigen sind», fügte Dabrock hinzu. «Das motiviert zum Durchhalten.»

Es zeigten sich bereits jetzt «Solidaritätskonflikte», fügte Dabrock hinzu. Die Notwendigkeit, den Corona-Kranken zu helfen, verleite dazu, «die Opfer des Lockdowns aus dem Blick zu verlieren». Es stehe ja nicht nur die Wirtschaft auf dem Spiel. Vielmehr würden auch Operationen verschoben und Therapien gegen psychische Probleme, Alkoholsucht oder Depressionen unterbrochen.

In seiner am Dienstag erläuterten Stellungnahme forderte der Ethikrat die Politik ausserdem auf, Situationen mit dem Zwang zur Entscheidung über eine Behandlungsrangfolge von Corona-Patienten zu vermeiden. «Der Staat darf menschliches Leben nicht bewerten und deshalb auch nicht vorschreiben, welches Leben in einer Konfliktsituation zu retten ist», heisst es in der Erklärung. Sogenannter Triage-Situationen, in denen Ärzte zur Entscheidung gezwungen wären, wer vorrangig und wer nachrangig intensivmedizinisch versorgt werden soll, müssten weitgehend vermieden werden.

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