Ex-Wirecard-Chef Braun bleibt in Haft
Markus Braun bleibt vorerst in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für «gewerbsmässigen Bandenbetrug».
Das Wichtigste in Kürze
- Markus Braun bleibt vorerst in U-Haft.
- Der Ex-Wirecard-Chef sitzt seit dem 22. Juli hinter Gitter.
- Nun wurden die Vorwürfe gegen ihn erweitert.
Nach dem Bilanzskandal beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard bleibt der frühere Vorstandschef Markus Braun vorerst in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts München eröffnete dem österreichischen Manager am Mittwoch einen neuen Haftbefehl. Diesen hatte die Staatsanwaltschaft beantragt, wie das Gericht auf Anfrage mitteilte. Eine von Brauns Anwälten eingereichte Haftbeschwerde war damit erfolglos.
Braun sitzt seit Mitte Juli hinter Schloss und Riegel, ebenso wie zwei weitere Wirecard-Manager. Der neue Haftbefehl ersetzt den bisherigen. Staatsanwaltschaften beantragen üblicherweise neue Haftbefehle, wenn neue Sachverhalte im Ermittlungsverfahren auftauchen. Die Vorwürfe seien erweitert worden, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, ohne Einzelheiten zu nennen.
Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für «gewerbsmässigen Bandenbetrug». Bei dem soll die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das Unternehmen über Wasser zu halten. Auf diese Weise sollen Braun und seine Komplizen kreditgebende Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt haben. Diese sind nun höchstwahrscheinlich verloren.
Geschäfte mit nicht existenten Kunden
Wirecard ist Zahlungsabwickler für Kreditkarten an Ladenkassen und im Internet. Die Geschäfte mit nicht existenten Kunden wurden über Subunternehmer im Mittleren Osten und in Südostasien abgewickelt. Das tatsächlich existierende Geschäft mit der Zahlungsabwicklung dagegen war so klein, dass Wirecard in Wahrheit Verluste schrieb.
Der mutmassliche Bilanzschwindel hatte Wirecard 2018 zum Aufstieg in den Dax verholfen. Braun wurde mit seinem Anteil an Wirecard zwischenzeitlich zum Milliardär. Dies bevor der Absturz der Wirecard-Aktie nach der Aufdeckung des Skandals auch das Vermögen des österreichischen Managers schrumpfen liess.
Braun muss fürchten, dass ihm von seinem früheren Reichtum nichts bleiben wird. Neben dem Strafverfahren werden nämlich viele Entschädigungsklagen auf ihn zukommen.
Summen bis zum mittleren zweistelligen Millionenbereich
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor im Fall Wirecard das Vermögen von «vier natürlichen Personen» und drei Firmen einfrieren lassen. Sie hatte allerdings nicht erklärt, dass Brauns Vermögen darunter sei. Der Manager hatte für die Verwaltung seines Geldes eine eigene Firma gegründet, ausserdem besitzt er Häuser.
Bei den Arrestbeschlüssen für die Vermögen der «natürlichen Personen» handelte es sich um Summen bis zum mittleren zweistelligen Millionenbereich. Bei den Gesellschaften teilweise im unteren dreistelligen Millionenbereich.
Soweit bekannt, hat bislang auch ein Wirecard-Aktionär beim Oberlandesgericht München einen Vermögensarrest gegen Braun erreicht. Dabei geht es um Schadenersatz für die Verluste, die der Anwalt mit Wirecard-Aktien machte.