Scholz bleibt wegen Cum-Ex und in Wirecard-Skandal unter Druck

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Deutschland,

Ein Jahr vor der Bundestagswahl bleibt Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wegen Vorwürfen in Verbindung mit Cum-Ex-Geschäften der Warburg Bank sowie des Wirecard-Skandals unter Druck.

Haushaltsausschuss
Olaf Scholz im Bundestag: Der Bundeskanzler äusserte sich zufrieden mit dem, was der Haushaltsausschuss entschieden hat. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Minister weist Vorwürfe im Bundestag zurück.

Scholz verteidigte sich am Mittwoch im Bundestag gegen die Kritik vor allem aus den Reihen der Opposition. Er räumte dabei Reformbedarf bei der Finanzaufsicht erneut ein, wies aber Vorhaltungen wegen eigener Versäumnisse zurück.

Im Fall Warburg wird Scholz vorgeworfen, er habe zu Steuerrückforderungen an die Hamburger Warburg Bank wegen illegalen Cum-Ex-Geschäften Einfluss auf die Finanzverwaltung der Hansestadt genommen. Hintergrund sind Kontakte von Scholz zu dem Warburg-Miteigentümer Christian Olearius, der versucht haben soll, die Rückforderungen gegen die Bank in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro abzuwenden. Kurz nach einem Telefonat zwischen Olearius und Scholz hatte die Finanzbehörde eine Rückforderung von 47 Millionen Euro fallen lassen.

«Eine politische Intervention soll es nicht geben und hat es in Hamburg auch nicht gegeben», sagte Scholz in einer Regierungsbefragung im Bundestag. «Wie überall in Deutschland entscheiden die Finanzämter in Hamburg eigenständig nach Recht und Gesetz», sagte er auf Fragen von Abgeordneten. Auch Parteispenden, wie sie die Warburg Bank wiederholt zugunsten der Hamburger SPD geleistet hat, dürften nicht zu einer politischen Einflussnahme führen, sagte der Minister.

Scholz war damals Erster Bürgermeister Hamburgs und Landesvorsitzender der Hamburger SPD gewesen. Zu Vorwürfen, er habe Treffen mit Olearius bei parlamentarischen Befragungen dazu nicht angegeben, sagte der heutige Bundesfinanzminister, dass «ein guter Bürgermeister oder Minister ganz viele Gespräche führt». Es sei daher «sehr plausibel, dass man sich nicht an jedes einzelne Gespräch erinnern kann».

Der SPD-Politiker sprach sich auch für ein hartes Vorgehen gegen Nutzniesser sogenannter Cum-Ex-Geschäfte aus. Diese seien trotz Fehlern in der Gesetzgebung «von Anfang an nicht mit dem Gesetz vereinbar» gewesen. Er unterstütze die Anstrengungen der Behörden, die Gelder zurückzufordern. Beim Cum-Ex-Skandal geht es um Aktiengeschäfte zunächst unter Ausnutzung einer Gesetzeslücke im Steuerrecht. Gegen viele Beteiligte wird inzwischen wegen Steuerhinterziehung ermittelt.

In einer Aktuellen Stunde im Bundestag zu Cum-Ex-Geschäften attackierten vor allem Oppositionspolitiker Scholz scharf. Die Grünen-Abgeordnete Lisa Paus warf ihm vor, er kläre nur «scheibchenweise» auf. Die Öffentlichkeit sehe die zwei Gesichter von Scholz - «öffentlich Kämpfer für Steuergerechtigkeit, hinter den Kulissen Kuschler mit der Wirtschaft.»

Der Linken-Politiker Fabio de Masi sagte mit Blick auf die Kanzlerkandidatur von Scholz, er müsse selbst wissen, ob er «mit diesem Rucksack Wahlkampf bestreiten» wolle. Der FDP-Abgeordnete Florian Toncar fragte, wie Scholz vor dem Hintergrund des Warburg-Falls «glaubwürdig» über Steuerbetrug sprechen wolle. Die AfD forderte den Rücktritt des Ministers.

Im Fall der mutmasslichen Bilanzfälschungen bei dem inzwischen insolventen Finanzdienstleister Wirecard machte Scholz vor allem die beteiligten Wirtschaftsprüfer für die späte Aufdeckung des Skandals verantwortlich. Das System der Wirtschaftsprüfung «muss dazu geeignet sein, solche Fälle des Bilanzbetrugs aufzuklären», sagte der Minister.

Scholz sagte zu Vorwürfen gegen die seiner Rechtsaufsicht unterstehende Banken-Aufsichtsbehörde Bafin, nicht nur Berichte über Unregelmässigkeiten bei Wirecard ignoriert, sondern beteiligte Journalisten sogar strafrechtlich verfolgt zu haben: «Ich bin dankbar für die Arbeit der beiden Journalisten.»

Er verwies zudem auf seither erfolgte eigene Vorstösse, um «Aufsichtsmechanismen zu verbessern und auszubauen», etwa durch strengere Vorgaben für Wirtschaftsprüfungen sowie zusätzliche Kontrollmöglichkeiten.

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