Exiljournalist Can Dündar: Erdogan eifert Putin nach
Der türkische Präsident Erdogan hat den Istanbuler Bürgermeister festgenommen, ein Manöver, das vom türkischen Exiljournalist Dündarals «Putsch» bezeichnet wird.

Der türkische Exiljournalist Can Dündar sieht in der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters einen Putsch von Präsident Recep Tayyip Erdogan. «Erdogan hat heute den Putsch durchgeführt, den er lange geplant und vorbereitet hat und liess seinen engsten Rivalen ins Gefängnis stecken», teilte Dündar auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
«Der türkische Präsident eifert Putin nach und versucht, mit dessen Taktiken an der Macht zu bleiben», so Dündar mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu ist einer der wichtigsten Kontrahenten von Erdogan. Er wurde am Morgen festgenommen. Am Sonntag sollte er zum Präsidentschaftskandidaten der grössten türkischen Oppositionspartei CHP ernannt werden.
Terrorismusvorwurf gegen Imamoglu
Die türkische Justiz legt ihm nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Straftaten im Zusammenhang mit Terrorismus und organisierter Kriminalität zur Last. Dündar verglich Erdogan auch mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban.
«Ist Europa bereit, aus Sicherheitsgründen einen neuen Orban willkommen zu heissen?», fragte Dündar mit Blick auf den morgen beginnenden EU-Gipfel in Brüssel.
Der türkische Exiljournalist Can Dündar war bis 2016 Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet». Bereits im November 2015 wurde er verhaftet und war drei Monate im Gefängnis. Seit 2016 lebt Dündar in Deutschland im Exil. 2020 wurde er von einem türkischen Gericht in Abwesenheit zu mehr als 27 Jahren Haft verurteilt.