Experten: Desinformationskampagnen im Netz überschätzt

DPA
DPA

Deutschland,

Die Zahl der Desinformationskampagnen im Netz ist nach Meinung von Politwissenschaftler Simon Hegelich zwar höher als angenommen, ihre Wirkung werde allerdings überschätzt.

Die Wirkung von «Fake News» im Internet wird nach Ansicht des Politwissenschaftlers Simon Hegelich überschätzt. Foto: Jens Kalaene
Die Wirkung von «Fake News» im Internet wird nach Ansicht des Politwissenschaftlers Simon Hegelich überschätzt. Foto: Jens Kalaene - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft sei es schwierig, die Auswirkung beispielsweise auf Wahlentscheidungen oder den öffentlichen Diskurs zu messen.

«Quantitativ ist da viel in Gange», sagte Hegelich am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses Digitale Agenda im Bundestag. Wenn man diese Kampagnen ins Verhältnis setze zum gesamten Traffic auf den sozialen Netzwerken, sei das Ausmass aber gering.

Nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft sei es schwierig, die Auswirkung beispielsweise auf Wahlentscheidungen oder den öffentlichen Diskurs zu messen. «Generell spricht viel in der Forschung dafür, dass eine Beeinflussung, wenn sie denn überhaupt stattfindet, sehr indirekt ist», schrieb der Wissenschaftler von der Hochschule für Politik in München in einer schriftlichen Stellungnahme für den Ausschuss. «Am ehesten würde man solche Effekte bei kulturellen Themen wie Migration, Anti-Political-Correctness, Religion und Homophobie erwarten.»

Rund sechs Wochen vor der Europawahl ist die Sorge vor Manipulationen hoch. So fürchten die EU-Staaten, dass etwa Russland versuchen könnte, die EU durch Desinformationskampagnen zu destabilisieren. Zudem stehen in diesem Jahr auch noch vier Landtagswahlen in Bremen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen an.

Die geladenen Experten pochten darauf, die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter stärker in die Verantwortung zu nehmen. Wissenschaftler und Journalisten müssten mehr Daten von den Konzernen bekommen, um beispielsweise mögliche Manipulationen zu erkennen und zu verstehen, forderte etwa Martin Emmer vom Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. Auch Alexander Sängerlaub von der Stiftung Neue Verantwortung forderte mehr Transparenz: «Die Sozialen Netzwerke sammeln zwar viele Daten von uns, geben aber nur wenig zurück.»

Zudem warnten die Experten davor, dass einige Akteure, die Meinungskampagnen schüren, zunehmend in geschlossene Systeme wie den Facebook Messenger oder WhatsApp abwanderten. Ausserdem wurde immer wieder unterstrichen, wie wichtig es sei, die Medienkompetenz in der Bevölkerung zu stärken.

Kommentare

Weiterlesen

Brian Keller
328 Interaktionen
Hartes Verdikt
Sechseläuten
44 Interaktionen
Sechseläuten

MEHR IN NEWS

Ronen Bar
1 Interaktionen
Rücktritt
schwägalp
Zürich
Intertec Hundertjährig Arbeit
20 Interaktionen
«Erfüllung»
Rheinmetall
4 Interaktionen
Kräftige Zuwächse

MEHR AUS DEUTSCHLAND

«Marco Polo»-Reiseführer
«Pionier des Reisens»
dhl
Zollregeln
Eloy de Jong
1 Interaktionen
Kritik
Karl-Theodor zu Guttenberg
1 Interaktionen
Glamourpaar