Fall Skripal: OPCW-Experten sollen Licht ins Dunkel bringen
London bleibt den Beweis schuldig
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Giftangriff auf einen ehemaligen Spion, wiesen Russland und westliche Staaten Dutzende Diplomaten aus.
- Nun sollen Chemiewaffen-Experten den Giftstoff untersuchen.
Im Fall um den Nervengift-Anschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia richten sich die Augen nun auf die Experten der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen). Der Exekutivrat der Organisation tritt an diesem Mittwoch in Den Haag zusammen. Russland hatte diese Sondersitzung beantragt.
Rolle der OPCW
Grossbritannien hatte die OPCW mit der Untersuchung beauftragt. Die Chemiewaffen-Kontrolleure hatten im britischen Salisbury Proben entnommen und auch Blutproben der beiden Opfer zur Untersuchung in internationalen Labors bekommen.
Die OPCW-Experten sollen feststellen, ob ein Nervengift eingesetzt wurde und wenn ja welches. Unklar ist, ob die Ergebnisse bei der Sondersitzung schon vorgelegt werden. Wer hinter dem Anschlag steckt, werden die OPCW-Experten aber kaum klären.
Wladimir Putin will Klarheit
Die russische Führung kritisiert, dass Grossbritannien keine stichhaltigen Beweise für eine Schuld Russlands vorgelegt habe und will deshalb Einsicht in die OPCW-Untersuchung. Moskau beteuert seine Unschuld und verlangt seit Wochen, an den Ermittlungen beteiligt zu werden. Wladimir Putin hofft auf mehr Klarheit, sagte er bei einem Besuch in der Türkei am Dienstag: «Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird. Wir sind an einer vollwertigen Aufklärung interessiert.»
Russische Behörden beschuldigen ihrerseits Grossbritannien, möglicherweise selbst hinter dem Giftanschlag zu stecken. Die OPCW hält sich prinzipiell aus politischen Konflikten heraus. Mehr als 96 Prozent der weltweit deklarierten Chemiewaffenbestände wurden auch dank der Organisation vernichtet. Dafür wurde die Organisation 2013 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Eine Untersuchung eines britischen Forschungslabors konnte derweil keine eindeutige Quelle für das eingesetzte Gift identifizieren (Nau berichtete). Grossbritannien kann seinen Vorwurf, dass Russland für die Giftattake verantwortlich sei, also weiterhin nicht belegen.