«Finger brechen»: Putin schickt Nawalny-Trauernde in den Krieg
Nawalny-Trauernde wurden an Gedenkstätten von der Polizei festgenommen und bekamen anschliessend eine Vorladung von Putin für den Militärdienst.
Das Wichtigste in Kürze
- In Russland trauerten Menschen an Gedenkstätten um Alexei Nawalny.
- Einige von ihnen wurden dabei von der Polizei festgenommen.
- Kurz vor ihrer Freilassung wurde sie mit einer Vorladung zum Militärdienst konfrontiert.
In Russland wurden mehrere Personen, die Blumen an Gedenkstätten für Alexei Nawalny niederlegten, von der Polizei festgenommen. Sie erhielten kurz darauf Vorladungen zum Militärdienst. Dies berichten lokale Medien.
Die Vorfälle ereigneten sich in St. Petersburg. Dort wurden mindestens sechs Männer unmittelbar vor ihrer Freilassung mit den Vorladungen konfrontiert. Die Polizisten übergaben ihnen die Dokumente, ohne sich vorzustellen oder ihre Absicht zu erklären.
«Menschen in Zivil kamen, stellten sich nicht vor und verteilten die Militär-Vorladungen», sagte die Ehefrau eines der Männer gegenüber «RusNews».
Militärdienst als Drohung
Offiziell verpflichten diese Papiere die Empfänger lediglich dazu, innerhalb der nächsten Tage ein militärisches Registrierungsamt aufzusuchen. Dort geht es normalerweise darum, ihre Daten «zu klären» und sich registrieren zu lassen. Doch es scheint eine weitere Dimension dahinterzustecken: Einige Festgenommene berichteten von Drohgebärden seitens der Behörden.
Einer der Männer schilderte gegenüber «RusNews» eine beunruhigende Szene: «Zwei Stunden, bevor wir freigelassen wurden, brachte man uns in einen Raum mit Männern, die Vorladungen verteilten. Sie drohten uns, unsere Finger zu brechen, wenn wir nicht unterschrieben. Immer wieder fragten sie: «Nun, werdet ihr für uns kämpfen, wir sind doch so gut?».
Grigory Sverdlin, Gründer der Anti-Kriegs-Gruppe «Get Lost», machte auf den alarmierenden Trend aufmerksam. Er berichtete von einem Mann, der nach einer dreitägigen Haftstrafe «gezwungen» wurde, eine Militär-Vorladung zu unterzeichnen.
Die Nachrichten kommen inmitten von Berichten über Polizeiaktionen in Moskau und Rostow am Don. Dort wurden Personen kontrolliert und teilweise mit Militär-Vorladungen konfrontiert, die Blumen an Gedenkstätten für Nawalny niederlegten. Die Moskauer Polizei dementierte jedoch Berichte über eine Anordnung zur Identifizierung aller Menschen, die Nawalny Tribut zollten.