Süddeutschland versinkt aktuell in einer Hochwasserkatastrophe. «Mehr feuchte Luft» verschlimmere die Flut, erklärt ein Forscher und weist auf den Klimawandel.
Häuser stehen unter Wasser.
In Babenhausen (D) stehen die Keller unter Wasser. Schuld sei die vermehrte «feuchte Luft», so ein Forscher. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Süddeutschland gibt es Hochwasser, viele Ortschaften verkünden einen Katastrophenfall.
  • Ein Klimaforscher erklärt den Klimawandel als eindeutigen Verursacher.
  • Warme Luft speichere mehr Wasser. Dies führe zu heftigerem Starkregen.
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Bayern und Baden-Württemberg stehen unter Wasser. So stark, dass zahlreiche Landeskreise den Katastrophenfall ausrufen. Ufer überlaufen, Dämme brechen, Strassen werden zu Flüssen und Menschen sterben – Süddeutschland steckt bis zum Hals in einer Hochwasserkatastrophe.

Unerklärlich sei die verheerende Situation für den Forscher Stefan Rahmstorf aber keineswegs. Im Interview mit dem «Spiegel» hält er fest: Die Sintflut kommt vom Klimawandel.

Häufiger und heftiger Starkregen durch Klimaerwärmung

Rahmstorf ist Klima- und Meeresforscher und leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Einzelne Wetterereignisse liessen sich selten eindeutig auf den Klimawandel zurückführen, so der Professor gegenüber der Zeitung. Doch eins sei unbestritten: «Starkregen wird durch die Klimaerwärmung häufiger und intensiver.»

Stefan Rahmstorf auf Hochsee
Professor Dr. Stefan Rahmstorf ist ein deutscher Klima- und Meeresforscher.
Hochwasser: Bagger transportiert Menschen
Die aktuelle Hochwasserkatastrophe – hier in Schrobenhausen, Bayern (D) – kommt für den Forscher nicht allzu überraschend.
Autos schwimmen auf Strasse
Klimaforschende hatten exakt solche Katastrophen bereits vor 30 Jahren vorhergesagt.
Stefan Rahmstorf hält Vorlesung
Am Ende sei es reine Physik, so Stefan Rahmstorf.
Baum in starkem Sturm
Warme Luft speichere mehr Feuchtigkeit. Mit der Erderwärmung käme es daher auch zu häufigerem und heftigerem Starkregen.

Dies könne der Klimaforscher auch mit den weltweiten Messdaten der vergangenen Jahrzehnte belegen. Auch habe die Forschung die Hochwasserkatastrophen bereits vor über 30 Jahren genauso vorausgesagt. «Dahintersteckt einfache Physik», so Rahmstorf.

Pure Physik: Warme Luft speichert mehr Wasser

Die beschriebenen Naturgesetze lauteten wie folgt: Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf auf. Für einen Grad Erwärmung betrage die Zunahme sieben Prozent. Diese Erkenntnis existiere bereits seit dem letzten Jahrhundert, betont der Klimaforscher.

Hast du selbst einmal eine Überschwemmung erlebt?

Neuere Untersuchungen deuteten zudem darauf hin, dass besonders Gewitterregen stark zunehme. Mehr Wasserdampf würde zu einem stärkeren Aufwind in der Gewitterzelle – die kleinste abgeschlossene Einheit eines Gewitters – führen. Die Erklärung sei nicht bewiesen, gelte aber als wahrscheinlich. Der entstandene Aufwind ziehe dann noch mehr feuchte Luft aus der Umgebung in die Gewitterzelle.

Mehr Erwärmung ist nicht verkraftbar

Das katastrophale Hochwasser in Süddeutschland sei also eine Folge der Erderwärmung. Aktuell beläuft sich diese auf knapp anderthalb Prozent.

Viele Gebiete würden sich bereits auf deren Auswirkungen anpassen. So baue beispielsweise Berlin riesige Regenrückhaltebecken. Diese Anpassungen seien zwar sehr kostspielig, aber gleichwohl zwingend notwendig.

Reichen würde dies dennoch nicht, sagt der Experte dem Nachrichtenmagazin. Aktuell steuere die Welt auf eine Erderwärmung von drei Grad zu. Wir sollten uns bloss keine Illusionen machen, so Rahmstorf: «An drei Grad Erhitzung werden wir uns kaum anpassen können. Denn drei Grad würden nicht doppelt so schlimm, sondern viel schlimmer.»

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