Francisco Franco: Spanien-Forscher blickt positiv auf Zukunft

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Bern,

Heute wurde der faschistische spanische Diktator Francisco Franco umgebettet. Für den Spanien-Experten Moisés Prieto ein wichtiger Akt.

Umbettung spanischen Ex-Diktators Franco
24.10.2019, Spanien, Madrid: Franco-Anhänger singen die faschistische Hymne «Cara al Sol» (Gesicht zur Sonne) und erheben den rechten Arm zum faschistischen Gruss. Trotz Demoverbots versammelten sich mehr als 500 Franco-Anhänger zum Protest gegen die Umbettung vor dem El Pardo-Mingorrubio-Friedhof. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Donnerstag wurde der spanische Diktator Franco aus seinem Prunk-Grab exhumiert.
  • Für Franco-Experte Moisés Prieto ist die Aktion ein wichtiges Zeichen.
  • Dennoch bedürfe es mehr Effort, um den spanischen Faschismus aufzuarbeiten.

Während Jahren war die Grabstätte des verstorbenen spanischen Diktators Francisco Franco ein Pilgerort für Faschisten. Heute Donnerstag, 45 Jahre nach seinem Tod, wurde der faschistische Gewaltherrscher aus seinem Mausoleum beim «Valle de los Caídos» (Tal der Gefallenen) exhumiert.

Die sterblichen Überreste des Diktators wurden an einen anderen, weniger glorifizierenden Ort gebracht. Für Moisés Prieto von der Universität Bern, der zu Spanien unter Franco forscht, ein gutes Zeichen.

Moisés Prieto Franco
Moisés Prieto ist Assoziierter Forscher an der Universität Bern. - zVg

«Die Umbettung ist zum einen ein bedeutender Schritt in der Auseinandersetzung Spaniens mit seiner jüngsten Vergangenheit», sagt Prieto. Denn: Eine wirkliche Aufarbeitung der Gräuel des Faschismus, wie etwa in Deutschland, fand in Spanien nicht statt.

Erst 2011 wurden Franco-Monumente abgebaut

Erst unter der Sozialistischen Regierung von José Zapatero zwischen 2004 und 2011 wurden etwa Strassennamen geändert oder faschistische Monumente abgebaut. Derweil blieb die Grabstätte Francos während fast fünf Jahrzehnten eine Pilgerstätte für Rechtsextremisten.

Spaniens Ex-Diktator Franco
Die undatierte Aufnahme zeigt Francisco Franco (l), General, aufgenommen während des Bürgerkriegs. - DPA

Jedoch sollte man laut Prieto nicht voreilig die Exhumierung als grossen Fortschritt werten: «Es handelt sich im weitesten Sinne um einen symbolischen Akt.» Für eine richtige Aufarbeitung bedarf es laut dem Spanien-Kenner weitreichendere Massnahmen als die Exhumierung.

Doch warum dauerte es überhaupt so lange, bis Franco aus dem kultischen Mausoleum genommen wurde? Prieto nennt verschiedene Gründe. Nach dem Tod des Diktators 1975 folgte eine Phase der Demokratisierung.

Spanischer Staat unter faschistischem Bann

Während reformerischen Kräften des Regimes und die linken Opposition sich auf die demokratische Zukunft fokussierten, blieben Militär, Justiz und Verwaltung unter der Kontrolle von ehemaligen Angehörigen des Franco-Regimes.

APTOPIX Spain Franco's Remains
Männer tragen den Sarg von Franco hinaus. - Keystone

Damit konnte die Franco-kritischen Sozialisten laut Prieto nur wenig bewirken. 1996 kam dann die rechtskonservative Partido Popular an die Macht, die an einer Aufarbeitung tendenziell uninteressiert war.

Wie eingangs erwähnt, wurden anfangs des 21. Jahrhundert wichtige Schritte eingeleitet. Doch seither ging bis heute nicht viel. Prieto: «Die politische Agenda wurde vornehmlich von der schweren Wirtschaftskrise mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit geprägt.»

Andere Themen hatten höhere Priorität

Zudem war die spanische Politik mit Korruptionsskandalen und den Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien beschäftigt. «Unter diesen Umständen dürfte die Frage um die Rolle des Tals der Gefallenen und die sterblichen Überreste des Diktators nicht prioritär sein», führt Prieto aus.

Umbettung spanischen Ex-Diktators Franco
Angehörige des Ex-Diktators Francisco Franco betreten die Basilika des «Tals der Gefallenen». - DPA

Doch die Exhumierung stimmt den Forscher zuversichtlich. «Es ist ein Zeichen in die richtige Richtung», so Prieto, «Ein Schritt in die Richtung der Verurteilung von Faschismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.»

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