Francisco Franco: Spanien-Forscher blickt positiv auf Zukunft
Heute wurde der faschistische spanische Diktator Francisco Franco umgebettet. Für den Spanien-Experten Moisés Prieto ein wichtiger Akt.

Das Wichtigste in Kürze
- Heute Donnerstag wurde der spanische Diktator Franco aus seinem Prunk-Grab exhumiert.
- Für Franco-Experte Moisés Prieto ist die Aktion ein wichtiges Zeichen.
- Dennoch bedürfe es mehr Effort, um den spanischen Faschismus aufzuarbeiten.
Während Jahren war die Grabstätte des verstorbenen spanischen Diktators Francisco Franco ein Pilgerort für Faschisten. Heute Donnerstag, 45 Jahre nach seinem Tod, wurde der faschistische Gewaltherrscher aus seinem Mausoleum beim «Valle de los Caídos» (Tal der Gefallenen) exhumiert.
Die sterblichen Überreste des Diktators wurden an einen anderen, weniger glorifizierenden Ort gebracht. Für Moisés Prieto von der Universität Bern, der zu Spanien unter Franco forscht, ein gutes Zeichen.

«Die Umbettung ist zum einen ein bedeutender Schritt in der Auseinandersetzung Spaniens mit seiner jüngsten Vergangenheit», sagt Prieto. Denn: Eine wirkliche Aufarbeitung der Gräuel des Faschismus, wie etwa in Deutschland, fand in Spanien nicht statt.
Erst 2011 wurden Franco-Monumente abgebaut
Erst unter der Sozialistischen Regierung von José Zapatero zwischen 2004 und 2011 wurden etwa Strassennamen geändert oder faschistische Monumente abgebaut. Derweil blieb die Grabstätte Francos während fast fünf Jahrzehnten eine Pilgerstätte für Rechtsextremisten.

Jedoch sollte man laut Prieto nicht voreilig die Exhumierung als grossen Fortschritt werten: «Es handelt sich im weitesten Sinne um einen symbolischen Akt.» Für eine richtige Aufarbeitung bedarf es laut dem Spanien-Kenner weitreichendere Massnahmen als die Exhumierung.
Doch warum dauerte es überhaupt so lange, bis Franco aus dem kultischen Mausoleum genommen wurde? Prieto nennt verschiedene Gründe. Nach dem Tod des Diktators 1975 folgte eine Phase der Demokratisierung.
Spanischer Staat unter faschistischem Bann
Während reformerischen Kräften des Regimes und die linken Opposition sich auf die demokratische Zukunft fokussierten, blieben Militär, Justiz und Verwaltung unter der Kontrolle von ehemaligen Angehörigen des Franco-Regimes.

Damit konnte die Franco-kritischen Sozialisten laut Prieto nur wenig bewirken. 1996 kam dann die rechtskonservative Partido Popular an die Macht, die an einer Aufarbeitung tendenziell uninteressiert war.
Wie eingangs erwähnt, wurden anfangs des 21. Jahrhundert wichtige Schritte eingeleitet. Doch seither ging bis heute nicht viel. Prieto: «Die politische Agenda wurde vornehmlich von der schweren Wirtschaftskrise mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit geprägt.»
Andere Themen hatten höhere Priorität
Zudem war die spanische Politik mit Korruptionsskandalen und den Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien beschäftigt. «Unter diesen Umständen dürfte die Frage um die Rolle des Tals der Gefallenen und die sterblichen Überreste des Diktators nicht prioritär sein», führt Prieto aus.

Doch die Exhumierung stimmt den Forscher zuversichtlich. «Es ist ein Zeichen in die richtige Richtung», so Prieto, «Ein Schritt in die Richtung der Verurteilung von Faschismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.»