Frankreich erwägt Abschaltung von Atomreaktoren
Laut Electricité de France ist der Stromverbrauch in Frankreich in der Coronakrise stark gesunken. Deshalb sollen nun einige Atomreaktoren abgeschaltet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Frankreich könnten mehrere Atomreaktoren abgeschaltet werden.
- Der Betreiber EDF begründet dies mit dem starken Rückgang beim Stromverbrauch.
- In Frankreich ist der AKW-Anteil an der Stromproduktion besonders gross.
Wegen der Coronavirus-Pandemie erwägt Frankreich die Abschaltung mehrerer Atomreaktoren.
Der mehrheitlich staatliche Betreiber Electricité de France (EDF) begründete dies am Donnerstag mit einem Stromverbrauch-Einbruch um bis zu 20 Prozent. Der Konzern verwies darauf, dass zahlreiche Wirtschaftsbereiche zum Erliegen gekommen seien.
Brennstoffe einsparen
«Die Produktion von mehreren Atomreaktoren könnte in diesem Winter und Herbst ausgesetzt werden», hiess es in einer Erklärung von EDF. Dies, um die Versorgung mit Strom im kommenden Winter sicherzustellen. Ziel sei es, Brennstoffe einzusparen. Welche Reaktoren im Gespräch sind, teilte der Versorger nicht mit.
Der Konzern rechnet im laufenden Jahr noch mit einer Produktion von rund 300 Terawattstunden (TWh) Atomstrom statt 375 bis 390. In den kommenden beiden Jahren könnten es demnach jeweils zwischen 330 und 360 TWh sein.
Grösster Atomstrom-Anteil weltweit
Frankreich hat noch 57 Atomreaktoren in Betrieb. Dem Netzbetreiber RTE zufolge standen sie im vergangenen Jahr für rund 71 Prozent der Stromproduktion. Das ist mit Abstand der grösste Anteil weltweit.
Mehrere Reaktoren haben die ursprünglich geplante Altersgrenze von 40 Jahren überschritten und gelten als störanfällig. In Fessenheim nahe Freiburg im Breisgau war im Februar der erste von zwei Atomreaktoren heruntergefahren worden. Ende Juni soll das Kraftwerk endgültig abgeschaltet werden. Frankreich reagiert damit auf jahrelangen Druck aus Deutschland und der Schweiz.