Bundesrätin Baume-Schneider war zugegen auf dem Filmfestival von Cannes und nutzte die Gelegenheit zum Netzwerken und Brücken bauen.
Elisabeth Baume-Schneider
Elisabeth Baume-Schneider. - keystone

Nach den Worten von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist das Filmfestival von Cannes in diesem Jahr für die Schweiz eine nicht alltägliche Ausgabe. Sie hat das Festival bis am Samstag selber während drei Tagen für intensiven Austausch, Begegnungen und Filmvorführungen genutzt.

«Dieses Jahr ist das Filmfestival von Cannes für die Schweiz nicht eine Ausgabe wie jede andere», sagte die Kulturministerin in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Als Ehrengast am Marché du Film hat unser Land die Gelegenheit, die Vielfalt seines Filmschaffens zu präsentieren. Der Schweizer Film ist ein Erfolg und wir sind stolz darauf», schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst X.

Schweiz von EU-Programmen ausgeschlossen worden

Baume-Schneider schritt am vergangenen Donnerstagabend mit einer zehnköpfigen Delegation über den roten Teppich in Cannes. Doch ihre Reise ging über die Stufen zum Palais des Festivals hinaus: Cannes sei «ein Ort der Kultur und der Entspannung, aber auch ein Ort, an dem extrem intensiv gearbeitet wird», sagte Baume-Schneider zu Keystone-SDA.

Ist mit der Wiederaufnahme der Gespräche zwischen der Schweiz und der EU zur Regelung der künftigen bilateralen Beziehungen eine Wiederaufnahme der europäischen Förderprogramme Film Media und Kultur Europe Creative denkbar? «Dieses Programm gehört derzeit leider nicht zu den prioritären Dossiers des Bundesrates in seinen Gesprächen mit der Europäischen Union», erklärte die Kulturministerin. Die Schweiz war nach dem Ja zur Initiative gegen die Masseneinwanderung von diesen Programmen ausgeschlossen worden.

Netflix wird in Schweizer Film investieren

Der Schweizer Film hat deshalb vermehrt auf Koproduktionen gesetzt und will das in den nächsten Jahren noch stärker tun: «Man sieht, dass es schwieriger geworden ist, aber die Arbeit und die Zusammenarbeit gehen weiter. Es ist immer möglich, Projekte zu entwickeln mit der weltweiten Filmindustrie», sagte Baume-Schneider am Freitagmorgen bei einem Treffen mit mehreren Schweizer Produzenten.

Die «Lex Netflix», die im Januar in Kraft getreten ist und die Plattformen verpflichtet, in den Schweizer Film zu investieren, sieht Baume-Schneider positiv. Allerdings sei es noch zu früh, um genau zu sagen, was es an zusätzlicher Finanzierung bringen werde. Während des Abstimmungskampfes war der Betrag von 18 Millionen Franken pro Jahr genannt worden.

Cannes
Cannes ist vor allem bekannt durch sein berühmtes Filmfestival. - depositphotos

Am Donnerstag besuchte die Schweizer Delegation in Begleitung des Direktors Guillaume Esmiol den Marché du Film. Unter den besuchten Ständen befanden sich auch jene von Kanada sowie von Mexiko, mit dem gerade ein Kooperationsabkommen unterzeichnet wurde.

Während des Festivals nahm Baume-Schneider an mehreren Filmvorführungen teil. Einer der Filme, der sie am meisten beeindruckt hat, ist der Kurzfilm der Filmemacherin und Schauspielerin Judith Godrèche, «Moi aussi», der im Cinéma de la plage gezeigt wurde.

Schweizer Filmindustrielle in Rekordzahl angereist

«Ich war sehr berührt von den 1000 Gesichtern von Frauen und Männern, die zu Fuss unterwegs waren und sich exponierten. Diese Befreiung ist essentiell. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die es wagen, sich zu exponieren, und Menschen, die zuhören und handeln», stellte sie fest. Baume-Schneider sah sich auch «The Shameless» von Konstantin Bojanov an, einen der drei Schweizer Spielfilme, die dieses Jahr für das Filmfestival in Cannes ausgewählt wurden.

Dieses Jahr reisten laut Swissfilm zwischen 300 und 400 Vertreter der Schweizer Filmindustrie ans Filmfestival von Cannes, ein Rekord: «Ich denke, wir müssen ihnen danken, ihnen unsere Anerkennung aussprechen, sie sind alle auf ihre Art und Weise Botschafterinnen und Botschafter unseres kulturellen Reichtums», sagte die Bundesrätin.

European Film Awards erstmals in Schweiz

«Unsere kulturelle Vielfalt ist anspruchsvoll, aber sie ist auch eine grosse Chance, weil sie andere Horizonte eröffnet», fuhr sie fort. Die Schweiz könne sich so leichter in den französischen, deutschen und italienischen Markt integrieren.

Die Würdigung des Schweizer Films beschränkt sich in diesem Jahr nicht auf Cannes. Zum ersten Mal werden in der Schweiz am 7. Dezember in Luzern die 37. European Film Awards verliehen. Elisabeth Baume-Schneider konnte in Cannes auch einige Worte mit der französischen Schauspielerin Juliette Binoche wechseln, die den Vorsitz dieser Veranstaltung führen wird.

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