Gamescom umwirbt die Spiele-Community

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Deutschland,

Nicht mehr dicht gedrängt, nur noch kuschelig: Die Gamescom in Köln soll zur Wohlfühl-Oase für die Messe-Gäste werden. Für den nötigen Glamour-Effekt wird in diesem Jahr ein neues Event sorgen. Auch Politik-Prominenz hat sich wieder angekündigt.

Besucher der Gamescom spielen «World of Warcraft» des Spielentwicklers Blizzard Entertainment. Foto: Oliver Berg/dpa
Besucher der Gamescom spielen «World of Warcraft» des Spielentwicklers Blizzard Entertainment. Foto: Oliver Berg/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gamescom brummt - und wächst.

Unter dem Motto «Gemeinsam sind wir Games» rücken die Veranstalter in diesem Jahr einmal mehr die Community in den Mittelpunkt.

Cosplayer in phantasiereichen Kostümen, E-Sportler und Fortnite-Kämpfer, professionelle Zocker, aber auch begeisterte Gelegenheitsspieler wird es in der kommenden Woche nach Köln ziehen. Für das bunte Treiben der Games-Community, die die Dom-Stadt eine Woche in Beschlag nehmen wird, hat die Koelnmesse noch einmal flächenmässig aufgestockt. Und mit neuen Konzepten soll für mehr Wohlfühl-Klima unter den Gamern gesorgt werden.

Das auch international bedeutende Branchen-Event für digitale Spiele wird in diesem Jahr auf 210.000 Quadratmetern stattfinden, das entspricht fünf Prozent mehr Fläche als zuvor. Insgesamt werden wieder über 1000 Aussteller aus über 50 Ländern erwartet, wie die Koelnmesse bekannt gab. Im vergangenen Jahr verzeichnete das nach Angaben der Veranstalter weltgrösste Event für Computer- und Videospiele rund 370.000 Besucher.

Der starke Besucherstrom hat in den vergangenen Jahren für wachsendes Gedränge in den Hallen und stundenlanges Schlangestehen gesorgt. Das soll nun der Vergangenheit angehören. Für mehr Wohlfühl-Klima will die Koelnmesse gleich mit mehreren Massnahmen sorgen. So sollen die Gänge in den Hallen verbreitert werden. Zusätzliche Lounge- und Catering-Flächen sowie Aussenbereiche sollen die Atmosphäre entspannen, traditionelle Besucher-Hotspots entzerren und den Aufenthalt für die Messebesucher angenehmer gestalten. Das neu eingeführte Abend-Ticket soll ebenfalls den Andrang entzerren. Ziel sei es, den Besuchern noch mehr Unterhaltung rund um das Thema Computer- und Videospiele zu bieten, sagte Tim Endres, Gamescom-Direktor der Koelnmesse.

An die Fan-Gemeined der Gamer

Anders als etwa die Spielemesse E3 in Los Angeles, die sich als Neuheiten-Messen für Fachbesucher versteht, richtet sich die Gamescom seit jeher direkt an die Fan-Gemeinde der Gamer. Was die Messe in Köln traditionell ausmache, sei die gelungene Mischung aus Anbietern mit der Community und den Fans, sagt Spiele-Experte Stephan Freundorfer. «Als Netzwerktreffpunkt der Branche ist die Gamescom deutschland- und europaweit noch immer ungeschlagen.»

So manche Neuheit, die auf der E3 angekündigt wurde, wird in Köln nun erstmals in Deutschland anspielbar sein. Für viel Furore haben in den vergangenen Jahre immer wieder auch neue Spielekonsolen der grossen Anbieter Sony, Microsoft und Nintendo gesorgt - und zugleich das Geschäft der Branche beflügelt. In diesem Jahr wird die Gamescom davon wohl nicht profitieren können: Erste Geräte der nächsten Generation werden aktuell nicht vor 2020 erwartet.

Aber es geht inzwischen auch ohne leistungsstarke Konsolen. Cloud-Gaming, laut Game einer der grossen Trends in Köln, bringt auch technisch anspruchsvolle Titel problemlos aufs Smartphone oder den Laptop - und hat nach Einschätzung des Branchenverbands das Potenzial, die Branche stark zu verändern. Nötig ist allerdings eine latenzarme und schnelle Internetverbindung. Sony liegt mit PlayStation Now bereits im Trend, aber auch Google hat mit seiner Spieleplattform Stadia aus der Cloud so einiges vor.

Weltpremieren

In diesem Jahr werden aber auch «Weltpremieren» zu sehen sein, wie die Koelnmesse und der Branchenverband game betonen. Und zwar auf der «Opening Night Live» am Montag noch vor Messe-Beginn. Sie findet in der neu geschaffenen dritten Ebene in Halle 11 statt. Durch die Gala führt der in der Branche bekannte Moderator Geoff Keighley und dürfte für den nötigen Glanz sorgen. Keighley habe auch mit seinen Game Awards seine Expertise für spannende Videospiel-Abende unter Beweis gestellt, sagt Freundorfer. Wer es am Montag noch nicht nach Köln oder auf das Messegelände schafft, kann sich das Event auch im Livestream im Netz anschauen.

Die Messe wird wie jedes Jahr wieder von einem ganzen Bündel an Veranstaltungen flankiert, die alle Aspekte der Branche abbilden sollen. So versteht sich etwa der Gamescom Congress als Think Tank für die Digitalisierung. In über 40 Programmpunkten soll die Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz von Games thematisiert werden. Zum Start gibt es die Politik-Talkrunde «Debatt(l)e Royal» mit Vertretern von CDU, SPD,FDP, Linke und den Grünen.

Politik wird auch zum offiziellen Start am Dienstag im Mittelpunkt stehen. Zur Eröffnung wird neben Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kommen. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sowie der stellvertretende Ministerpräsident von NRW Joachim Stamp (FDP) werden erwartet. Spannend dürfte dabei sein, ob es Neuigkeiten zur Förderung der Branche geben wird.

Spiele-Entwicklungsstandort Deutschland

Um die deutsche Games-Branche auch international wettbewerbsfähig zu machen und den Spiele-Entwicklungsstandort Deutschland zu stärken, hatte die Bundesregierung bereits im Koalitionsvertrag eine entsprechende Förderung festgelegt, die sich an die der Film-Wirtschaft orientieren sollte. Scheuer hatte noch im April eine Finanzierung in Höhe von 50 Millionen Euro angestossen. Für Irritation sorgte allerdings zuletzt, dass der Posten im Bundeshaushalt für 2020 nicht mehr auftauchte.

Dabei stellten die Trends auf der Gamescom «die grossen Potenziale Deutschlands, zu einem der internationalen Hotspots der Games-Branche zu werden» heraus, sagt Game-Geschäftsführer Felix Falk. Um diese Potenziale zu nutzen, müssten die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. «Vor allem die dauerhafte Etablierung der Games-Förderung sowie der zeitnahe Ausbau schneller Breitband-Verbindungen sollte für die Politik dabei im Mittelpunkt stehen.»

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