Geheimdienstchef und Generalstaatsanwältin von Selenskyj entlassen
Im Sicherheitsapparat nimmt Wolodymyr Selenskyj Veränderungen vor. Wegen Kollaboration mit den Russen wird gegen 651 Menschen ermittelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Selenskyj entlässt den Geheimdienstchef und die Generalstaatsanwältin.
- In ihren Behörden kollaborieren laut dem Präsidenten über 60 Personen mit Russland.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hat aus Ärger über Verrat im ukrainischen Sicherheitsapparat die Chefs von Geheimdienst und Generalstaatsanwaltschaft abgesetzt. Mehr als 60 Mitarbeiter seien aus diesen Behörden in den russisch besetzten Gebieten geblieben und kollaborierten mit dem Feind. Dies sagte Selenskyj am Sonntag in seiner Videoansprache.
Das Präsidialamt in Kiew veröffentlichte Erlasse, mit denen der Leiter des Geheimdienstes SBU, Iwan Bakanow, und Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa ihrer Ämter enthoben wurden.
Die Ukraine wehrt sich seit Februar gegen den russischen Angriffskrieg. Selenskyj hat in der Zeit so gut wie keine Personalwechsel vorgenommen. Er nannte Zahlen zu den Überläufern: Es gebe 651 Strafverfahren gegen Mitarbeiter von Staatsanwaltschaft und anderen Strafverfolgungsbehörden wegen Hochverrats und Kollaboration mit russischen Diensten. In 198 Fällen seien Betroffene informiert worden, dass sie unter Verdacht stehen.
«Verbrechen gegen nationale Sicherheit»
Diese «Reihe von Verbrechen gegen die Grundlagen der nationalen Sicherheit» werfe ernsthafte Fragen an die Behördenleiter auf, sagte der Präsident. Er bestätigte, dass ein ranghoher SBU-Mitarbeiter festgenommen worden sei, der früher für die Schwarzmeer-Halbinsel Krim zuständig war.
Bakanow (47) ist enger Weggefährte Selenskyjs aus dessen Zeiten als Fernsehkomiker, er leitete den Geheimdienst seit 2019. Für ihn wurde kein Nachfolger genannt. Die Generalstaatsanwaltschaft soll vorübergehend von Oleksij Simonenko geleitet werden. Selenskyj kündigte auch Personalfindungsprozesse für Spitzenposten in den Behörden zur Korruptionsbekämpfung an.