Glaziologe: Alpengletscher schmelzen schneller
Mit der Erderwärmung schrumpfen die Gletscher kontinuierlich. Das ist fatal – bald könnten viele Gletscher in den Alpen verschwunden sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gletscher schmelzen infolge des Klimawandels immer schneller.
- Ende 2100 dürfte es unter 3500 Höhenmetern keinen Alpengletscher mehr geben.
- Auch solche auf 4500 Metern über Meer werden laut einem Glaziologen verschwinden.
Die Klimaerwärmung lässt die Gletscher im Alpenraum immer schneller schmelzen. Spätestens Ende dieses Jahrhunderts dürfte in den Alpen unterhalb von 3500 Höhenmetern kein Gletscher mehr vorhanden sein. Das sagt der Glaziologie-Professor Olaf Eisen aus Bremen der Deutschen Presse-Agentur. Er geht aber – insbesondere nach dem Hitzesommer des vergangenen Jahres – davon aus, dass dieser Prozess deutlich schneller abläuft.
Die Gletscher seien früher kontinuierlich zurückgegangen. Jetzt täten sich – nach Extremjahren wie 2022 – Löcher in den Gletscherzungen auf. «Sollte der Prozess so weitergehen, könnte schon in 30 Jahren im Ötztal kein Gletscher mehr übrig sein.» Das Ötztal ist ein bei Bergsportlern beliebtes Gebiet in Tirol.
Nicht stoppen, aber abmildern
Den Alpen-Gletschern in Höhenlagen ab 4000 oder 4500 Metern gibt Eisen etwa 100 Jahre mehr. Ehe sie weitgehend verschwunden sein dürften. Gestoppt werden könne das Abschmelzen der Gletscher derzeit nicht mehr. Aber es liesse sich abmildern, so der Fachmann vom Alfred-Wegener-Institut am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.
Selbst wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre stabil bliebe – tut er nicht – bedeutete das für Gletscher einen grossen Masse-Verlust. Bis zum Jahr 2100 wären es rund um den Globus 50 Prozent bis zum Jahr 2100. Geht der CO2-Ausstoss aber so weiter wie bisher, droht ein Verlust von 80 bis 90 Prozent. Falls es also gelänge, den CO2-Ausstoss auf Null zu bringen, könnte der Rückgang der Gletscher verringert werden, so Eisen.
Gletscher können auch wieder wachsen
Würde es langfristig sogar gelingen, das CO2 aus der Atmosphäre wieder zu entfernen, könnten die Gletscher wieder wachsen. «Das ist technisch zurzeit aber nicht möglich und wird wohl auch in den kommenden 20 Jahren nicht möglich sein.»
Deswegen sagt der Glaziologie-Professor klar: «Wir müssen raus aus der fossilen Energie, damit wir den CO2-Anstieg in der Atmosphäre stoppen und langfristig auch wieder reduzieren. Wenn wir 2050 damit beginnen, ist es zu spät für die Gletscher.»
In Deutschland gibt es vier Gletscher: Nördlicher Schneeferner und Höllentalferner an der Zugspitze sowie Watzmanngletscher und Blaueis in den Berchtesgadener Alpen. Der Südliche Schneeferner hatte erst im vergangenen Herbst den Status als Gletscher aberkannt bekommen. Aufgrund seines starken Verlusts an Eismasse fliesst er wohl nicht mehr, hatte die Bayerische Akademie der Wissenschaften mitgeteilt.