Gewinner beim Filmpreis: «Gundermann» bekommt sechs Lolas
Beim Deutschen Filmpreis gewinnt ein Porträt über den DDR-Liedermacher Gundermann. Regisseur Andreas Dresen findet: 30 Jahre nach dem Mauerfall sei es Zeit, Geschichten zu erzählen, die nicht so einfach in Gut und Böse einteilen.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerhard Gundermann war Baggerfahrer und Liedermacher in der DDR, Weltverbesserer und Stasi-Spitzel.
Regisseur Andreas Dresen hat ihm einen Film gewidmet - und ist dafür beim Deutschen Filmpreis belohnt worden.
Das Drama «Gundermann» gewann in Berlin sechs Auszeichnungen, darunter die Goldene Lola als bester Spielfilm. So viele Preise gingen an keine andere Produktion. Der Film scheint also einen Nerv zu treffen und galt bereits vorab als Favorit. In leisen Szenen erzählt Dresen, wie Gundermann (1955-1998) mit seiner Vergangenheit umgeht: Ein Typ mit Pferdeschwanz und Brille, der im Tagebau arbeitet und mit dem Decknamen «Grigori» inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war.
Alexander Scheer singt die Lieder im Film selbst - und wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Lolas gab es am Freitagabend auch für Dresens Regie und das Drehbuch von Laila Stieler. Er glaube, dass sich auch viele im Osten darüber freuten, sagte Dresen. Vielleicht sei es ein Zeichen, dass man nun andere Geschichten miteinander erzählen könne.
«Geschichten, die komplizierter sind, die differenzierter sind, die nicht nur von Gut und Böse oder Tätern oder Opfern handeln, sondern auch von den vielen menschlichen Tönen dazwischen, die zu unserem Leben - Ost wie West - dazugehören», sagte Dresen.
Die Lolas gelten als wichtigste nationale Auszeichnung in der Filmbranche. Die etwa 2000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmten über die meisten Gewinner ab. Die Preise sind mit insgesamt fast drei Millionen Euro für neue Projekte dotiert, das Geld kommt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
Mit einer Lola in Silber wurde das Drama «Styx» ausgezeichnet - es handelt von einer Seglerin, die auf dem Meer auf ein Flüchtlingsboot trifft. Susanne Wolff gewann dafür auch eine Lola als beste Hauptdarstellerin, insgesamt gab es vier Trophäen. Eine Bronze-Lola ging an die Produzenten der Tragikomödie «Der Junge muss an die frische Luft» über die Kindheit von Komiker Hape Kerkeling.
Leer aus gingen dagegen etwa Christian Petzolds Drama «Transit» und Florian Henckel von Donnersmarcks «Werk ohne Autor» (der immerhin Deutschlands Oscar-Kandidat war). Sonst war es wie immer beim Filmpreis: Es zeigten sich Stars aus Kino und Fernsehen, darunter Katja Riemann und Heike Makatsch, Regisseur Fatih Akin, Model Eva Padberg (ganz verliebt in ihr Baby), «Tatort»-Star Jan Josef Liefers und seine Frau, die Schauspielerin Anna Loos.
Der Abend begann mit einem Ständchen von Ulrich Matthes, dem neuen Präsidenten der Deutschen Filmakademie. Der Schauspieler sang für seine Vorgängerin Iris Berben ein Lied von Frank Sinatra («The Lady is a Tramp»). Die war sichtlich gerührt - so wie viele der Preisträger im Laufe der fast vierstündigen Show.
Auch dabei: Nachwuchsschauspieler Julius Weckauf - dem machte der rote Teppich mal wieder «mega Spass», wie er auf dem Berliner Messegelände sagte. «Ich bin einfach nur happy.» Weckauf spielt in «Der Junge muss an die frische Luft» den jungen Kerkeling.
Auf der Bühne durfte der Elfjährige einen der Preisträger verkünden. Das meisterte er mit Talent zum Improvisieren - einer der Lieblinge des Abends. Der Kerkeling-Film von Regisseurin Caroline Link wurde mit einem Preis für den besucherstärksten Film geehrt, rund 3,5 Millionen sahen ihn im Kino. Luise Heyer, im Film Kerkelings Mutter, wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt.
Moderiert wurde die Gala von Schauspielerin Désirée Nosbusch («Bad Banks») und Comedian Tedros Teclebrhan. Regisseurin Margarethe von Trotta bekam den Ehrenpreis für ihre «herausragenden Verdienste um den deutschen Film». Laudatorin Katja Riemann würdigte die 77-Jährige als Inspiration und Mutmacherin für die Frauen in der Branche. «Sie ist ein Vorbild.» Bester Dokumentarfilm wurde «Of Fathers and Sons» über einen islamistischen Vater und dessen Söhne.
Der grosse Gewinner des Abends, Andreas Dresen, bekam nach der Show ein Bier auf die Bühne gereicht. Er wollte keine lange Dankesrede halten: «Das war ein verdammt langer Abend, liebe Kollegen. Und jetzt lasst uns zusammen feiern. Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen. Wie geil ist das denn?» Bei der Party gab es dann ein vegetarisches Buffet. «Ich würde jetzt gerne eine schöne Currywurst essen», sagte Dresen. Aber Gundermann sei Vegetarier gewesen, von daher passe es schon.