Haben Tiroler Behörden Corona-Ausbruch in Ischgl heruntergespielt?
Die Behörden des österreichischen Bundeslands Tirol waren sich über die Tragweite des Corona-Ausbruchs in Ischgl möglicherweise schon früh bewusst.
Das Wichtigste in Kürze
- Wussten die Tiroler Behörden schon früh, wie gefährlich die Situation in Ischgl ist?
- Darauf deuten interne Sitzungsprotokolle und E-Mails hin.
- Im österreichischen Skiort hatten sich im März über 6000 Touris mit Corona infiziert.
Interne Sitzungsprotokolle und E-Mails, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen, deuten darauf hin, dass die Behörden bereits zu einem frühen Zeitpunkt von der Ausbreitung des Virus wussten. In dem für seine Apres-Ski-Szene bekannten Ort hatten sich im März mehr als 6000 Touristen aus 45 Ländern mit dem Coronavirus angesteckt.
Einer der in den Dokumenten belegten Fälle betrifft die Kitzloch-Bar in Ischgl. Am 7. März wurde dort ein Barkeeper positiv auf das Coronavirus getestet. Daraufhin warnte eine Beamtin der Tiroler Landesärztekammer, dass mit weiteren Fällen zu rechnen sei.
Tirol verschickte verharmlosende Mitteilung
Wenig später verschickte das Land Tirol jedoch eine Pressemitteilung, in der es hiess: «Eine Übertragung des Virus auf die Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich».
Weitere Auszüge aus den Dokumenten zeigen, dass die Behörden um die Reputation Ischgls fürchteten. Nachdem die isländischen Gesundheitsbehörden ihre österreichischen Kollegen auf mehr als ein Dutzend Touristen hingewiesen hatten, die nach ihrer Rückkehr aus Ischgl positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, erklärten die Tiroler Behörden, dass sich die Betroffenen wohl auf dem Flug angesteckt hätten.
Landesregierung schweigt
«Damit hätten wir Ischgl vorerst aus dem Schussfeld gebracht», schrieb Landecks Bezirkshauptmann Markus Maass in einer Mail an einen hochrangigen Landesbeamten.
Zu den jüngsten Enthüllungen befragt, wollte die Tiroler Landesregierung am Freitag gegenüber österreichischen Medien nicht Stellung beziehen. Staatsbeamte haben wiederholt erklärt, dass bei der Behandlung des Ausbruchs in Ischgl keine Fehler gemacht worden seien. Die Tiroler Staatsanwaltschaft untersucht derzeit die Vorkommnisse in dem Skigebiet.