HC Strache: Vom rechten Star zum Problemfall
Als Strache aus dem Schatten Haiders tritt und die FPÖ übernimmt, beginnt für die Partei eine jahrelange Erfolgsphase. In diesem Jahr jedoch stürzt er die Rechtspopulisten in eine tiefe Krise - und zieht nun die Konsequenzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Heinz-Christian Strache hatte wohl so ziemlich alles erreicht, was sich ein FPÖ-Politiker erträumen kann.
2005 wurde er FPÖ-Chef, führte die Partei in neue Höhen, stand unangefochten an ihrer Spitze.
2017 schaffte er es mit den Rechtspopulisten sogar in die Regierung, wurde selbst Vizekanzler und Sportminister. Doch seit Mai wird vor allem darüber diskutiert, ob der 50-Jährige charakterlich für Spitzenjobs in der Politik geeignet ist.
Das «Ibiza-Video» zeigte ihn anfällig für Korruption, seit einigen Tagen folgt die Staatsanwaltschaft dem Verdacht, dass er sich an Parteigeldern vergriffen haben könnte. Straches Stern ist innerhalb weniger Monate komplett erloschen. Am Dienstag fand seine politsche Kariere mit seiner Rückzugsrede ihr Ende.
Dabei war Strache bis zum 17. Mai noch der grosse Star bei den Rechtspopulisten. Als der gelernte Zahntechniker die Partei vor 14 Jahren übernahm, lag sie am Boden. Mit einem Anti-Ausländer-Kurs und dem Image eines volksnahen Politikers führte er die Rechtspopulisten von Erfolg zu Erfolg. Es folgte die Regierungsbeteiligung, die aber nach nur anderthalb Jahren wieder Geschichte war. Straches Mitschuld auch an dieser Entwicklung ist unbestreitbar.
Denn das «Ibiza-Video» machte allen Erfolg der Vorjahre im Nu zunichte. Strache musste von allen politischen Ämtern zurücktreten, betonte aber fast täglich via Facebook, dass das Video von einem kriminellen Netzwerk erstellt und von «Spiegel» und «Süddeutscher Zeitung» manipulativ zusammengeschnitten worden sei. Strache drängte sich in die Opferrolle - eine bekannte Strategie bei Rechtspopulisten - doch letztlich nützte sie nichts. Auf seine Lieblingsinsel Ibiza reiste er auch diesen Sommer - wenn nicht zur Entspannung, dann zumindest aus Trotz.
Begonnen hatte Strache seine Parteikarriere mit 21 Jahren als jüngster Bezirksrat im Wiener Bezirk Landstrasse. Später angelte er sich ein Mandat im Wiener Landtag und galt rasch als Hoffnungsträger der traditionell starken Landesgruppe, deren Chef er dann auch viele Jahre war. Straches politischer Ziehvater war der Rechtspopulist Jörg Haider (1950-2008), mit dem er sich bei weitem nicht immer einig war. Als Haider 2005 die FPÖ verliess, war der Weg für Strache frei.
Auch immer wiederkehrende Vorwürfe aus der Vergangenheit - etwa eine zeitweilige Nähe zu Neonazi-Gruppen - stoppten Straches Weg nach oben nicht. Sogar nach «Ibiza» wurde er von der Partei nicht verstossen, seine Frau erhielt einen aussichtsreichen Listenplatz für die Nationalratswahl.
Eine Woche vor der Wahl dann der nächste Knall - und wieder stand Strache im Mittelpunkt: Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt, ob der Ex-Parteichef Spesen falsch abgerechnet und sich so Parteigelder in die eigene Tasche gesteckt hat. Strache bestreitet das vehement, spricht auch in diesem Fall von kriminellen Netzwerken und anonym veröffentlichten Verleumdungen.
Für die Österreicher waren es aber offensichtlich nun genug der Einzelfälle und Skandale: Die FPÖ verlor bei der Wahl am Sonntag fast zehn Prozentpunkte. Auf Straches Facebook-Seite machten viele Menschen deutlich, dass sie ihn für den Schuldigen an diesem Wahldesaster hielten, auch in der Partei sehen das viele so. Strache hat es nicht geschafft, seine politische Karriere auf ihrem Höhepunkt zu beenden. Er trat an ihrem Tiefpunkt ab.