Hepatitis: Forschende geben Lockdown Schuld an mysteriösen Fällen
Ungewöhnliche Fälle von Hepatitis bei Kindern stellen Forschende vor ein Rätsel. Nun erhärtet sich ein Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut WHO sind mindestens 169 Kinder an Hepatitis mit unklarer Ursache erkrankt.
- Britische Forscher machen nun die Lockdowns dafür verantwortlich.
- Sie befürchten, dass diese das Immunsystem der Kinder geschwächt haben.
Grosses Rätselraten bei der Weltgesundheitsorganisation WHO: Stand Montag sind bereits mindestens 169 Kinder an Hepatitis mit unklarer Ursache erkrankt. Die meisten Fälle wurden in Grossbritannien registriert. Auch in Norwegen, Rumänien und in den USA sind Kinder erkrankt.
Laut der WHO handelt es sich bei den Kindern um keines der klassischen Hepatitis-Viren. Erhöhte Werte an Leberenzymen und Gelbsucht wurden als Symptome registriert. Bei 17 Kindern musste die Leber in der Folge transplantiert werden, ein Kind ist gestorben.
Immunsystem durch Lockdowns geschwächt
Während die WHO als mögliche Ursache einen Zusammenhang mit Adenoviren untersucht, schöpfen britische Experten einen anderen Verdacht. Gemäss britischen Medien könnten die Fälle auf das Coronavirus zurückzuführen sein. Genauer: auf die einschneidenden Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie.
Die These: Die Lockdowns beeinträchtigten die physische Gesundheit und Psyche von Kindern und beeinträchtigten so deren Immunsystem. Die Immunität gegenüber Hepatitis könnte so geschwächt worden und die Kinder so anfälliger für eine Erkrankung machen. Dies böte zudem Nährboden für Mutationen, was die untypischen Symptome bei Kindern erklären würde.
Meera Chand von der britischen Gesundheitsbehörde bekräftigte am Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Lissabon den Verdacht. Kinder könnten sich anstecken, da sie pandemiebedingt «während den prägenden Phasen» nicht mit dem Virus in Berührung gekommen seien.
Hepatitis: Kinderarzt empfiehlt rasche ärztliche Hilfe
Auch von Adenoviren, die eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen kann, blieben die Kinder verschont. Hepatologe Simon Taylor-Robinson sagt: «[…] Wegen der Einschränkungen können Kinder eine geringere Immunität gegen saisonale Adenoviren haben als in frühen Jahren.»
Noch kann die These der britischen Forscher nicht bekräftigt werden. Das Rätselraten geht derweil weiter.
Ausgeschlossen werden kann hingegen ein Zusammenhang mit der Impfung gegen das Coronavirus. Keines der betroffenen Kinder ist nämlich geimpft.
Es ist mit einem weiteren Anstieg von Hepatitis bei Kindern zu rechnen. Der Kinderarzt Alastair Sutcliffe vom University College London rät Eltern deshalb, wachsam zu sein: «Wenn ihr Kind nach den ersten Lebensmonaten an Gelbsucht erkrankt, müssen die Familien schnell ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.»