Die chinesischen Autobauer haben einen grossen Auftritt auf der Automobil-Ausstellung IAA. Doch der Elefant im Raum wird ignoriert.
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Standbesucher betrachten die Fahrzeuge am Stand des chinesischen Herstellers BYD auf dem sogenannten Open Space der Automesse IAA 2023 in der Stadt. - keystone

Zum ersten Mal hat Chinas grosser E-Autokongress WNEVC ausserhalb der Volksrepublik stattgefunden – am Mittwoch war Premiere auf der IAA in München. Vor rund 500 Teilnehmern dankte Chinas stellvertretender Industrieminister Xin Guobin zunächst einmal für die Hilfe beim Aufbau der chinesischen Autoindustrie.

Bis vor kurzem waren ausländische Autobauer in China verpflichtet, chinesische Partner in ihre Fabriken zu holen. Jetzt wollen die in ihrer Heimat inzwischen erfolgreichen chinesischen Hersteller den europäischen Markt erobern.

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Besucher des BYD-Pavillons im Stadtzentrum während der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München. - keystone

«Chinesische Hersteller drängen massiv auf den europäischen Markt, und das mit durchaus wettbewerbsfähigen Produkten», berichtete Alexander Wachtmeister, Branchenexperte der Unternehmensberatung Boston Consulting, im Vorfeld der IAA.

Laut dem europäischen Herstellerverband Acea wurden 2022 bereits 552'000 Autos aus China in die EU exportiert, sechs Prozent aller Neuzulassungen. Unter den Herkunftsländern ausserhalb der EU lag China damit erstmals auf Platz eins vor Grossbritannien, Südkorea und Japan.

China ist zum «Fitnesscenter» geworden

Die neuen Herausforderer erhöhen den Druck auf die europäischen Hersteller. «China ist für uns zum Fitnesscenter geworden», sagte Volkswagen-Chef Oliver Blume auf dem Kongress. Um dort mithalten zu können, müsse man auch selbst auf «China-Speed» kommen.

«Der Markteintritt chinesischer Hersteller wird die Innovation der europäischen Autoindustrie ankurbeln», sagte Wachtmeister. Bei Konnektivität und Infotainment müssten Europas Autobauer aufholen, die Kosten senken und das Tempo erhöhen.

Fahrzeugentwicklung dauert in China nur halb so lang

Laut der Unternehmensberatung McKinsey dauert die Entwicklung eines Fahrzeugs in China nur halb so lang wie in Europa. Statt in vier schafften es die besten chinesischen Hersteller in zwei Jahren.

Während alle deutschen Hersteller bisher insgesamt rund 160 E-Modelle im Programm haben, bringen die chinesischen jedes Jahr 70 neue auf den Markt. Und das zu günstigeren Preisen: Der Kostenvorteil liegt laut McKinsey bei 20 bis 30 Prozent.

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Zahlreiche Menschen besuchen den Stand von Volkswagen der Automesse IAA 2023. - keystone

Chinas Drohungen mit einer Invasion der demokratischen Inselrepublik Taiwan und die möglichen Folgen für die deutsche Autobranche sprach auf dem WNEVC-Kongress niemand an. Stattdessen beschworen alle Teilnehmer unisono die «Win-win»-Aussichten einer vertieften Zusammenarbeit sowohl in China als auch in Europa.

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