In England müssen Senioren zurück an die Büetz

Anna Baumert
Anna Baumert

Grossbritannien,

In Grossbritannien reicht vielen Pensionierten die Rente nicht zum Überleben. Jetzt versuchen sie, sich mit Teilzeit-Jobs über Wasser zu halten.

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In Grossbritannien haben im ersten Quartal Tausende ältere Menschen wieder angefangen zu arbeiten. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele britische Pensionierte könnten mit ihrer Rente die Rechnungen nicht zahlen.
  • 173'000 Über-65-Jährige kehrten im ersten Quartal 2022 in die Arbeitswelt zurück.
  • Die Jobs erlauben ihnen, sich «Luxusartikel» – wie ein neues Paar Schuhe – zu gönnen.

Grossbritannien steckt mitten in einer heftigen Wirtschaftskrise. Die Inflation ist dieses Jahr um neun Prozent gestiegen und die Energiepreise werden immer teurer. Für viele Pensionierte bedeutet dies: sparen, wo auch immer es geht. Denn ihre staatliche Rente wurde lediglich um drei Prozent erhöht.

Bei einigen reicht Sparen allerdings nicht aus. Sie kehren im Alter von über 65 Jahren aus dem wohlverdienten Wohlstand in die Arbeitswelt zurück. Denn um Rechnungen zahlen zu können, sind sie neben der Rente auf Zusatzeinkommen angewiesen.

Das Phänomen nennt sich «the great unretirement» (zu Deutsch: «der grosse Un-Ruhestand») – und ist für viele britische Senioren Realität. Der Stiftung Centre for Ageing Better zufolge nahmen im ersten Quartal dieses Jahres 173'000 Über-65-Jährige wieder einen Job an.

Pensionierte: «Arbeit hält mich am Leben»

Eine Betroffene ist Sue Brown, die seit dem Tod ihres Ehemanns in einem Wohnmobil lebt. Die 67-Jährige bekam im April eine Teilzeit-Anstellung in einer Kantine, wie sie gegenüber dem «Guardian» berichtet. Anders könnte sie ihre laufenden Kosten inzwischen nicht decken. Denn ihre monatliche Rente beträgt lediglich 720 Pfund (rund 800 Franken).

Ihr Geld reiche gerade mal für Lebensmittelkosten und das Bezahlen von Rechnungen und Gemeindesteuern. Sonstige Ausgaben liegen nicht drin. «Ich habe mich immer in die Arbeit gestürzt, aber jetzt hält sie mich auch am Leben», hält Brown fest.

So wie ihr geht es auch der 70-jährigen Bernadette Hempstead. Sie arbeitete jahrelang im Human-Resources-Bereich. Aber ihre kleine Privatrente und die staatliche Rente sind nicht genug, um ihre Kosten zu decken.

Freuen Sie sich auf die Pensionierung?

«Je teurer die Dinge wurden, desto unmöglicher wurde es», sagt sie gegenüber der Zeitung. Jetzt arbeitet sie Teilzeit in einem Ausstellungsraum.

«Ich habe diese Woche ein Paar Schuhe im Sale gekauft. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas Neues gekauft habe», erzählt sie.

Rentner arbeitet als Samichlaus

Auch der 71-jährige Mike Facherty hat mit den steigenden Kosten zu kämpfen. Um sich etwas dazuzuverdienen, hält er in Schulen Märchenstunden ab oder tritt als Samichlaus auf.

Facherty hat eine erfolgreiche IT-Karriere hinter sich, die ihm eigentlich eine grosszügige Rente einbringt. Dennoch ist er jetzt auf diese Jobs angewiesen.

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