In Russland wegen Spionage verurteilter Ex-US-Soldat verzichtet auf Berufung
Der in Russland zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilte ehemalige US-Marineinfanterist Paul Whelan will nicht gegen das Urteil in Berufung gehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwalt: Whelan hofft auf Gefangenenaustausch.
Wie Whelans Anwalt am Dienstag in Moskau der russischen Nachrichtenagentur Interfax sagte, vertraut Whelan der russischen Justiz nicht und hofft stattdessen auf einen Gefangenen-Austausch zwischen Washington und Moskau. Das russische Aussenministerium dementierte Berichte über Gespräche zu einem Gefangenenaustausch von Whelan.
Russische Medien und Politiker hatten jedoch zuvor die Möglichkeit eines Austausches thematisiert. Genannt wurde der Name des bekannten russischen Ex-Waffenhändlers Viktor Bout und des Piloten Konstantin Jaroschenko, der in den USA wegen Drogenschmuggels in Haft sitzt. Die Familie von Whelan hatte ebenfalls Hoffnungen auf einen Austausch geäussert. Das US-Aussenministerium nahm dazu bisher keine Stellung.
Whelan war wegen Spionage verurteilt worden. Der US-Staatsbürger, der auch die kanadische, irische und britische Nationalität besitzt, soll bei einem Aufenthalt in Russland mutmasslich Staatsgeheimnisse überreicht bekommen haben. Nach Angaben seines Anwalts wurde Whelan Opfer eines Hinterhalts: Er habe damals von einem Bekannten einen USB-Stick erhalten und geglaubt, es befänden sich Urlaubsfotos drauf. Der ehemalige US-Soldat, der aus der Marine unehrenhaft entlassen worden war, leitete zu dem Zeitpunkt die Sicherheitsabteilung eines US-Autozulieferers.
Der Fall war unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Moskauer Gericht verhandelt worden. Die US-Botschaft hatte den Geheim-Prozess als eine «Verhöhnung der Gerechtigkeit» bezeichnet.