Ischia: Illegales Bauen wohl mitschuldig an Erdrutsch

Felix Müller
Felix Müller

Italien,

Auf der italienischen Insel Ischia wird nach dem tödlichen Erdrutsch nach Vermissten und Antworten gesucht. Jahrelanges illegales Bauen gerät in den Fokus.

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Das Unwetter hat auf Ischia massive Schäden hinterlassen. Während die Aufräumarbeiten bereits laufen, suchen Rettungskräfte immer noch nach vermissten Menschen. Foto: Salvatore Laporta/AP/dp - sda - Keystone/AP/Salvatore Laporta

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem verheerenden Erdrutsch auf Ischia steigt die Zahl der Todesopfer weiter.
  • Das Risiko einer solchen Katastrophe sei eigentlich bekannt gewesen, sagen Betroffene.
  • Über die Jahre hätten die Behörden jedoch nicht in die Sicherheit investiert.

Ein schweres Unwetter, welches am Samstagmorgen durch den Golf von Neapel zog, sorgte auf Ischia für Tod und Zerstörung. Zwei Tage später sind die Aufräumarbeiten auf der italienischen Insel noch in vollem Gang. Die Betroffenen wollen jetzt eine Erklärung für die Tragödie.

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Das Unwetter hat auf der Insel Ischia schwere Schäden hinterlassen. - Twitter /@FrancescComito

Mitschuldig am Desaster soll nämlich auch jahrelanges illegales Bauen sein. Denn obwohl die Insel in einer Erdrutsch-Hochrisikozone liegt, sollen rund 28'000 Gebäude ohne die nötigen Abklärungen errichtet worden sein. Das schreibt der «Guardian».

Keine Massnahmen trotz bekannten Risiken

In der betroffenen 2000-Seelen-Gemeinde Casamicciola Terme wurden zwischen 2018 und 2021 ganze 72 Erdrutsche registriert. Das rücksichtslose Bauen soll die Schäden dabei stark verschlimmern. Anwohner sprechen von einer Praxis, welche bis in die 1920er-Jahre zurückgeht.

Wenn die Erde rüttelt oder es stark regnet, fehlen dann die natürlichen Barrieren. «Abholzung und die anschliessende Zementierung verringert die Aufnahmefähigkeit des Wassers. So erreicht es schnell Strassen und Häuser und verursacht extreme Schäden», wird Micla Pennetta zitiert. Er ist Professor für Geomorphologie an der Universität Neapel.

Er kritisiert, dass die geologische Situation zuletzt vor 20 Jahren untersucht wurde. Zudem gebe es gar keine detaillierten Studien, um Risiken vorbeugen zu können. «Und wenn keine solche Daten vorhanden sind, können die Leute bauen, wo und wie sie wollen.»

Fünf Personen noch vermisst

Bei dem Erdrutsch in Casamicciola Terme kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, fünf weitere werden noch vermisst. Unter den Toten sind auch zwei Kinder und ein drei Wochen altes Baby sowie mindestens ein Tourist.

Haben Sie schon mal ein Erdbeben gespürt?

Die Rettungskräfte suchen weiter nach Überlebenden aber die Hoffnung schwinde, sagte ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber dem Fernsehsender «RAI». Die Schlammwelle riss Autos und Busse mit, teils wurden sie bis ins Meer gespült.

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