Seit einer Woche müssen rund 180 Bootsflüchtlinge auf der «Diciotti» verharren. Nun dürfen zumindest knapp 30 Kinder von Bord.
Migranten warten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes «Diciotti» im Hafen von Catania darauf, von Bord gehen zu dürfen.
Migranten warten an Bord des italienischen Küstenwachschiffes «Diciotti» im Hafen von Catania darauf, von Bord gehen zu dürfen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 29 von knapp 180 Bootsflüchtlingen dürfen das Schiff «Diciotti» verlassen.
  • Dabei handelt es sich um Kinder.
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Schon eine Woche lang sitzen 177 gerettete Bootsflüchtlinge auf einem Schiff der italienischen Küstenwache fest – nun ist zumindest den fast 30 Minderjährigen auf der «Diciotti» erlaubt worden, im sizilianischen Catania von Bord zu gehen. Ein Staatsanwalt aus dem sizialianischen Agrigente erklärte am Mittwoch, die 29 Minderjährigen an Bord hätten das Recht, an Land zu gehen.

Zuvor hatte sich die Staatsanwaltschaft im Rahmen von Ermittlungen wegen möglicher Freiheitsberaubung an Bord der «Diciotti» ein Bild von der Lage der Bootsflüchtlinge gemacht. Italiens Innenminister Matteo Salvini erteilte seine Zustimmung zur Entscheidung des Staatsanwalts. «Es gibt an Bord der 'Diciotti' 29 Kinder», schrieb er im Online-Netzwerk Facebook. «Sie dürfen von Bord gehen. Jetzt. Auch wenn Brüssel schläft.»

Salvini hatte zuvor erklärt, er wolle die 177 Bootsflüchtlinge erst ins Land lassen, wenn andere EU-Staaten verbindlich die Aufnahme eines Teils der Migranten zusagen. Der Chef der fremdenfeindlichen Partei Lega drohte gar, die geretteten Migranten zurück nach Libyen bringen zu lassen, wenn keine europäische Lösung zustande komme.

Die «Diciotti» hatte vor einer Woche insgesamt 190 Bootsflüchtlinge an Bord genommen, 13 von ihnen wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Die italienische Regierung verweigerte dem Schiff der Küstenwache zunächst die Einfahrt in einen italienischen Hafen. Am Montag durfte die «Diciotti» im sizilianischen Catania anlegen, von Bord gehen durften aber nur Angehörigen der Küstenwache.

Der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli, dem die Küstenwache untersteht, hatte am Dienstagabend in einem Interview mit dem Sender Euronews gesagt, er hoffe auf eine schnelle Lösung. «Wir warten auf Europe, vor allem auf die Pro-Europäer wie (Emmanuel) Macron und (Angela) Merkel», sagte er mit Blick auf den französischen Staatschef und die deutsche Kanzlerin.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hatte Rom am Dienstag aufgefordert, alle 177 Migranten sofort an Land zu lassen. Sie benötigten Hilfe und hätten ein Recht auf Asyl, schrieb UNHCR-Sprecherin Carlotta Sami im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der bekannte italienische Autor Roberto Saviano hatte der italienischen Regierung am Dienstag vorgeworfen, sie habe «177 Menschen als Geiseln» genommen.

Die maltesische Marine rettete derweil am Mittwoch hundert Bootsflüchtlinge aus Seenot. Zwei Flüchtlinge seien gestorben, noch bevor das Marine-Schiff vor Ort gewesen sei, hiess es in einer Mitteilung. Das Flüchtlingsboot war demnach leck geschlagen und lief bereits voll Wasser.

Nach ihrer Rettung rund 125 Kilometer südlich von Malta wurden die hundert Überlebenden ebenso wie die zwei Todesopfer in die Hauptstadt Valletta gebracht. Dort wurden die Geretteten den Angaben zufolge in eine Haftanstalt gebracht.

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