IWF will Finanzkraft um 650 Milliarden Dollar steigern
Mit einer beispiellosen Finanzspritze will der IWF Entwicklungs- und Schwellenländern bei der Überwindung der Corona-Krise helfen - laut IWF-Chefin Kristalina Georgiewa eine «historische Entscheidung».
Das Wichtigste in Kürze
- Das oberste Gremium des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat einer beispiellosen Erhöhung der finanziellen Schlagkraft der Organisation um 650 Milliarden US-Dollar zugestimmt.
«Dies ist eine historische Entscheidung», erklärte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa in Washington.
Der IWF will mit der Finanzspritze vor allem Entwicklungs- und Schwellenländern zur Überwindung der Corona-Krise zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen - ohne deren Verschuldung zu erhöhen.
Es handelt es sich nicht um eine Kapitalerhöhung im eigentlichen Sinn. Der IWF verfügt über seine eigene Reservewährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SDR). Die Menge dieser Rechte soll nun um 650 Milliarden Dollar (rund 548 Milliarden Euro) erhöht werden - das Ganze soll am 23. August in Kraft treten. Es handle sich um die grösste SDR-Zuteilung in der Geschichte des IWF, so Georgiewa. «Sie wird insbesondere unseren schwächsten Ländern helfen, die mit den Auswirkungen der Covid-19-Krise zu kämpfen haben.» Etwa 275 Milliarden US-Dollar sollen an Schwellen- und Entwicklungsländer gehen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich bei einem Corona-Hilfsgipfel für Afrika im Mai in Paris dafür stark gemacht, dass die reichsten Länder ihre Sonderziehungsrechte an die ärmsten Länder, insbesondere in Afrika, umverteilen. Der Einsatz der SDR ist zum Beispiel für Staaten interessant, die in Zahlungsbilanzkrisen stecken oder die sich auf dem internationalen Kapitalmarkt nur zu sehr hohen Kosten verschulden könnten. Der IWF hatte die SDR erstmals nach der Finanzkrise 2008/2009 in grossem Stil zum Einsatz gebracht.