Jamal Khashoggi wollte am 2. Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul Papiere für seine Hochzeit abholen. Der Journalist gilt seither als vermisst.
Saudi-arabische Beamte verlassen das Konsulat in Istanbul.
Saudi-arabische Beamte verlassen das Konsulat in Istanbul. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Saudi-Arabien gilt Jamal Khashoggi als unliebsamer Journalist.
  • Der Deutsche Journalistenverband sieht das Verschwinden als Einschüchterungsversuch.
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Der Fall des mutmasslich ermordeten saudischen Regimekritikers Jamal Khashoggi ist nach Einschätzung des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) ein Einschüchterungsversuch gegen unliebsame Journalisten. «Wenn die Details alle stimmen, ist das nicht nur Rache an Khashoggi gewesen, sondern auch ein Warnsignal an alle, die kritisch über das Regime berichten», sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall heute Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Ich kann mir das nicht anders erklären. Sie mussten damit rechnen, dass diese Details öffentlich werden.»

Khashoggi, der als Kolumnist für die «Washington Post» gearbeitet hatte, wollte am 2. Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul Papiere für seine Hochzeit abholen. Seitdem ist er verschwunden. Laut Medienberichten gehen türkische Behörden davon aus, dass er im Konsulat getötet wurde. «Ich finde den Fall unglaublich und erschütternd», sagte Überall. «Es ist aber immer noch vieles völlig unklar – nicht einmal die Frage, ob der Journalist womöglich doch noch lebt, wird von den saudischen Behörden eindeutig beantwortet.» Es mute wie ein «Treppenwitz» an, dass ausgerechnet die türkische Polizei und Justiz den Fall federführend aufklären solle, die im Umgang mit Journalisten nicht als Hort der Fairness bekannt sei.

Der Fall reiht sich nach Überalls Einschätzung ausserdem in eine Reihe anderer ein – angesichts von zahlreichen getöteten Journalisten in diesem Jahr. «Die Hemmschwelle, sich kritischer Recherche und Berichterstatter durch Mord zu entledigen, scheint zu sinken», warnte Überall. Das sei eine dramatische Herausforderung für die gesellschaftliche Freiheit. «Wir haben in Deutschland auch viele Kolleginnen und Kollegen im Exil, die von hier aus journalistisch arbeiten, beispielsweise aus der Türkei», so der DJV-Vorsitzende. «Ich beschäftige mich als DJV-Vorsitzender gerade intensiv mit der Frage, wie sicher sich diese Kolleginnen und Kollegen fühlen können.»

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