Kampfbereit in Divisionsstärke: Bundeswehr muss Tempo machen

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Spanien,

15.000 Soldaten, 65 Flugzeuge, 20 Schiffe: Nach dem Nato-Gipfel soll die Bundeswehr eilig und in grosser Zahl kampfbereite Truppen stellen - zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Soldaten der Bundeswehr bei einer Übung im niedersächsischen Münster.
Soldaten der Bundeswehr bei einer Übung im niedersächsischen Münster. - Philipp Schulze/dpa

Der mögliche Gegner heisst Russland: Nachdem die Nato in Madrid ein neues Streitkräfte-Modell für schnelle Reaktionen auf Angriffe an der Ostflanke beschlossen hat, legen Militärplaner in Deutschland ihre Konzepte übereinander.

Schon im nächsten Jahr will Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg einen guten Teil von geplant 300.000 Männern und Frauen als schnelle Reaktionskräfte im Bündnis einsatzfähig haben. Mehrfach nennt Stoltenberg das deutsche Konzept für eine Kampfbrigade in Litauen als Beispiel.

Schätzungsweise 3000 bis 5000 Männer und Frauen will Deutschland bereitstellen, um dem Nato-Partner im Baltikum gegen eine mögliche Aggression zur Seite zu stehen. Schwere Waffen und Munition - so das Konzept für den Einsatz der Brigade - werden in Litauen vorgehalten, die Soldaten im Spannungsfall dann schnell verlegt. Ein «vorgeschobenes Führungselement» unter Brigadegeneral Christian Nawrat aus Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) soll im Land die militärischen Befehlsstränge in der Hand halten und die Ortskenntnis pflegen.

Neue Dimensionen wegen Ukraine-Krieg

Seit 2017 führt Deutschland schon einen Nato-Gefechtsverband in dem Land und stellte zunächst 600 Soldaten in einem Rotationsverfahren. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aktivierte die Bundeswehr dann eine Verstärkung und schickte 350 weitere Soldaten, ausgerüstet mit der Panzerhaubitze 2000 sowie dem Flugabwehrsystem Ozelot.

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wird nochmals in ganz anderen Dimensionen geplant, um den Nato-Partnern im Osten und Südosten kurzfristig Verstärkung schicken zu können. «Wir haben schon angekündigt, dass wir bereit sind, eine Division zu stellen, sprich 15.000 Soldatinnen und Soldaten, und dazu natürlich auch entsprechend das Material. Wir reden hier von circa 65 Flugzeugen und 20 Schiffen», sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) in Madrid zum deutschen Beitrag für die verstärkten schnellen Reaktionskräfte. «Die Nato muss stark sein, und das muss sich auch ausdrücken in den Zahlen der Soldatinnen und Soldaten.» Beim Zeitrahmen ist Deutschland etwas vorsichtiger als Stoltenberg und nennt 2024 als Ziel.

Vier Gefechtsverbände («eFP battle groups») hat die Nato bislang gebildet: Es gibt sie in Litauen, Lettland und Estland sowie in Polen. Die Soldaten werden alle sechs Monate ausgetauscht, auch weil die Nato-Russland-Grundakte keine dauerhafte Stationierung alliierter Truppen in Osteuropa erlaubt.

Nun gibt es auch eine geografische Erweiterung, für die vier weitere Gefechtsverbände aufgestellt werden. In der Slowakei beteiligt sich Deutschland mit 1000 Soldaten daran. Und die deutsche Marine hat schon bekräftigt, dass sie für eine Führungsrolle in der strategisch bedeutsamen Ostsee bereit ist und in Rostock ein regionales Hauptquartier für Seestreitkräfte der Nato einrichten könnte.

Aus der Einsatzarmee, die in den vergangenen drei Jahrzehnten einzelne Fähigkeiten der Bundeswehr für internationale Stabilisierungsmissionen geliefert hat, soll im Eiltempo eine schlagkräftige Truppe auch für das sogenannte hochintensive Gefecht werden.

Notwendigkeit eines Mentalitätswandels

Hinter verschlossenen Türen kursieren dafür seit einiger Zeit Begriffe: «Kriegstüchtigkeit» bezeichnet ein Konzept, bei dem Waffen und Munition in grosser Zahl und zu entsprechenden Kosten auf Lager gehalten werden, um sie jederzeit verfügbar zu haben. «Siegfähigkeit» ist ein Wort dafür, dass sich Grossverbände gegen einen gleichwertigen militärischen Gegner durchsetzen, ihn also im Gefecht schlagen können oder ihm zumindest militärische Ziele versperren.

Auch die Notwendigkeit eines Mentalitätswandels wird dafür diskutiert. Die vergangenen Jahrzehnte waren vom Streben nach grösstmöglicher Sicherheit im Einsatz gegen weitgehend unterlegene Gegner bestimmt. Zugleich hat eine Beamtenhaftigkeit in der Militärverwaltung Einzug gehalten, die auch im überreglementierten Beschaffungswesen einen Ausdruck findet.

Die erhöhte Bereitschaft der Nato sei «richtige Reaktion und logische Konsequenz auf den russischen Überfall auf die Ukraine», sagt in Berlin die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Für Deutschland sei das eine «gigantische Herausforderung». «Es wird eine gemeinsame Aufgabe der Politik, der Bundeswehr und der Industrie sein, die Vorgabe der Nato zu erfüllen», sagt sie. Nötig sei auch Transparenz. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sei Realist, wenn er öffentlich betone, dass Deutschland in Europa bald über die grösste konventionelle Armee innerhalb der Nato verfüge.

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