Die katholische Kirche in Frankreich verpasst ihren Vertretern einen neuen Personalausweis. Ein einsehbares Ampelsystem soll Missbrauchstäter identifizieren.
frankreich kirche
In der katholischen Kirche in Frankreich sind seit den 1950er-Jahren nach Hochrechnungen Hunderttausende Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch geworden.s - sda - Keystone/AP/Luca Bruno

Das Wichtigste in Kürze

  • Die katholische Kirche in Frankreich will durch Transparenz-Massnahmen Vertrauen schaffen.
  • Teil davon ist ein neuer, öffentlich einsehbarer Personalausweis für Kirchenvertreter.
  • Anhand eines Ampelsystems sollen Missbrauchs-Täter erkannt werden können.
Ad

Im Frühjahr hatte eine erschütternde Studie hochgerechnet, dass in Frankreich über 300'000 Kinder in Einrichtungen unter kirchlicher Aufsicht missbraucht wurden. Die katholische Kirche will deswegen durch eine Transparenz-Offensive das Vertrauen der Gesellschaft wieder aufbauen. Dabei helfen soll ein neuer digitaler Ausweis inklusive QR-Code.

Gemäss «France24» zeigten die Ausweise im Wesentlichen an, ob gegen das Kirchenmitglied eine Anklage wegen sexuellen Missbrauchs vorliegt. Denn die QR-Codes geben an, ob ihr Inhaber zur Predigt oder zum Beichthören berechtigt ist oder nicht.

Ampelsystem zeigt sanktionierte Kleriker an

Die Karten werden bis Ende Jahr an über 16'000 Diakone und Priester verteilt. Die Bischöfe haben ihre bereits erhalten. Durch einfaches Scannen des QR-Codes darauf kann jeder auf farbcodierte Informationen über ein Mitglied des Klerus zugreifen. Diese sind in einer neuen, stets aktualisierten Datenbank gespeichert.

Dafür gibt es drei Farben: Grün bedeutet, dass es keine Einschränkungen für die Leitung einer Messe oder die Abnahme der Beichte gibt.

Orange bedeutet, dass einige Einschränkungen bestehen, aber nicht unbedingt, dass das Mitglied des Klerus ein Missbrauchstäter ist. Ein junger Priester, der erst kürzlich geweiht wurde, darf beispielsweise auch keine Messen leiten oder Beichten abnehmen.

Rot ist für jemanden reserviert, der nicht mehr predigen oder praktizieren darf, oder dem der klerikale Status aberkannt wurde. Die Art der Sanktion wird jedoch nicht spezifiziert.

kirche
Katholische Priester in Frankreich. Ein Untersuchungsbericht erhebt schwere Vorwürfe gegen die Kirche.
Untersucht Missbrauch in der Kirche: der Kommissionsvorsitzende Jean-Marc Sauvé
Untersucht Missbrauch in der Kirche: der Kommissionsvorsitzende Jean-Marc Sauvé
Papst Franziskus hat tief betroffen auf einen Bericht über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Frankreich reagiert. Foto: Alessandro Di Meo/Pool ANSA/AP/dpa
Papst Franziskus hat tief betroffen auf einen Bericht über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Frankreich reagiert. Foto: Alessandro Di Meo/Pool ANSA/AP/dpa
Lourdes
Die Wallfahrtstätte in Lourdes. (Symbolbild)

«Celebret» wird abgelöst

Die moderne ID-Karte soll das «Celebret» ablösen, ein schriftliches Dokument, welches Kleriker bisher ihre Kompetenzen bescheinigte. Die alte Version sei jedoch einfach zu fälschen und mühsam zum Aktualisieren.

Wird der Missbrauch in der katholischen Kirche gut genug aufgearbeitet?

Alexandre Joly, Bischof von Troyes und Sprecher der Bischofs-Konferenz, erklärte bei einer Pressekonferenz: «Es schien uns wichtig zu sehen, was wir ändern können, um die Kirche sicherer zu machen.»

Es gehe auch darum, «die Opfer zu respektieren. Sie können zu Recht nicht verstehen, warum jemand, der schwerwiegende Taten begangen hat, (...) weiterhin eine Messe halten oder beichten kann.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Studie