Keiner will Chef werden – jetzt macht die Post eine Extrawurst
Von den jungen Menschen träumen nur wenige von einem Führungsposten. Die Generation Z hat andere Prioritäten – arbeitet aber mehr, als es die Klischees besagen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie wollen 52 Prozent der Generation Z nie einen Führungsposten innehaben.
- Die Post bietet Führungspositionen deshalb schon in Teilzeit oder als Co-Leitung an.
- In Deutschland arbeiten von den 20- bis 24-Jährigen heute so viele wie lange nicht mehr.
Personen aus der Generation Z wollen immer weniger Chef sein. Eine aktuelle Studie besagt, dass 52 Prozent der Erwerbstätigen unter Dreissig nicht im Management arbeiten wollen.
Die Studie wurde vom britischen Personalvermittlungsunternehmen «Robert Walters» durchgeführt. 16 Prozent würden demnach jede Funktion ablehnen, die die Leitung eines Teams beinhaltet.
Die Zahlen lassen Unternehmen aufhorchen. Immerhin werden die jetzt noch jungen Menschen eines Tages Chefposten übernehmen müssen.
Was also können Firmen gegen das als «conscious unbossing» bekannte Phänomen unternehmen?
Post setzt auf Teilzeit-Chefs
Die Schweizerische Post hat bereits reagiert – mit einer Extrawurst! Sie bietet Führungspositionen «in Teilzeit oder als Co-Leitung an».
Laurent Tornare, Verantwortlicher für Talentakquise, begründet gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS: «Das ermöglicht es, genau diese Balance zwischen Privat- und Berufsleben aufrechtzuerhalten.»
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Wieso aber will die Hälfte der jüngeren Menschen die Verantwortung eines Management-Postens nicht?
Grund sei das Verhältnis zur Arbeit, das sich verändert habe, sagt Élodie Gentina, Marketingprofessorin an der Wirtschaftshochschule IESEG.
Die Expertin für die Generation Z erklärt im RTS-Beitrag: «Früher definierte sich ein erfolgreiches Leben vor allem über die Arbeit. Die Arbeit war eine Priorität, das Unternehmen bot alles, ein lebenslanges Gehalt.»
Mittlerweile habe sich dieses Verhältnis zur Arbeit bei den jüngeren Menschen verändert. «Für sie ist ein rundum erfülltes Leben wichtig. Die Arbeit ist ein Teil davon, aber nicht mehr die einzige Komponente.»
Zu dieser Entwicklung beigetragen habe die Corona-Pandemie. «Covid war zwar nicht der Auslöser für alles, aber es hat Fragen aufgeworfen in Zusammenhang mit Homeoffice, Sinnsuche und ökologischem Wandel. Kommt dazu, dass junge Menschen heutzutage klar artikulieren können, was sie wollen.»
Unternehmensbesichtigung statt nur Gespräch
Forscherin Gentina findet, dass Unternehmen ihr Personal auf andere Weise rekrutieren sollen. Man müsse etwa überdenken, wie Bewerbungsgespräche geführt werden.
«Man könnte sie in Form von Unternehmensbesichtigungen durchführen, um das Team zu treffen und nicht nur die Personalabteilung. Oder man könnte den Integrationsprozess aufwerten, die Schulungsprogramme überarbeiten, sicherstellen, dass junge Menschen mehr Initiativen im Unternehmen ergreifen können.»
Generation Z in Deutschland fleissig
Derweil zeigt eine Umfrage aus Deutschland, dass die Gen Z weitaus fleissiger arbeitet, als es die Klischees vermuten lassen. Im Nachbarland arbeiten von den 20- bis 24-Jährigen so viele wie lange nicht mehr.
Die Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt: Die Erwerbsbeteiligung dieser Altersgruppe ist seit 2015 um über sechs Prozentpunkte auf rund 76 Prozent überdurchschnittlich gestiegen. Davor war sie 20 Jahre lang gesunken.
Den Anstieg begründen die Forschenden damit, dass viele junge Menschen einen Nebenjob annehmen. Sie seien fleissig wie lange nicht mehr.