Künstler protestieren gegen slowakische Regierung
In Bratislava haben Tausende gegen die Kulturpolitik von Präsident Fico protestiert. Seine Kulturministerin hatte zuvor mehrere personelle Änderungen vollzogen.
Mehrere Tausend Menschen haben im Stadtzentrum von Bratislava gegen die Kulturpolitik der Regierung des linksnationalen Ministerpräsidenten Robert Fico protestiert. Zu der Demonstration aufgerufen hatten unter anderen die «Plattform Offene Kultur», in der Kulturschaffende aus der ganzen Slowakei zusammengeschlossen sind, und die Initiative «Kulturstreik».
Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie «Für eine freie Kultur!» oder «Wahrheit und Liebe müssen gegen Lüge und Hass gewinnen!» Ein Konzert «für die Zukunft der Kultur» auf dem Freiheitsplatz vor dem Regierungsamt bildete den Abschluss der Kundgebung.
Zielscheibe der Kritik war vor allem die Personalpolitik der rechtspopulistischen Kulturministerin Martina Simkovicova von der kleinsten Regierungspartei Slowakische Nationalpartei. Sie hatte in den letzten Monaten die Chefs der wichtigsten staatlichen Kultureinrichtungen abgesetzt, um ihre nationalistische Vorstellung von traditioneller Kultur durchzusetzen.
Erinnerungen an kommunistische Diktatur
Die Demonstration vor dem Regierungsamt in Bratislava bildete den vorläufigen Schlusspunkt einer Serie von Protestveranstaltungen, die am 17. November in Humenne im äussersten Osten der Slowakei begonnen hatte und unter dem Schlagwort «Kulturfackel» stafettenartig das ganze Land bis in die Hauptstadt durchzog. Der 17. November ist als «Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie» ein Staatsfeiertag. Er erinnert an den Beginn jener Proteste, die 1989 zum Sturz des kommunistischen Regimes der Tschechslowakei führten.
Oppositionspolitiker und viele Künstler werfen der aus zwei sozialdemokratischen und einer rechtspopulistischen Partei bestehenden Fico-Regierung autoritäre Tendenzen vor. Deshalb müsse die Bevölkerung erneut zur Verteidigung von Freiheit und Demokratie auf die Strasse gehen.