Letzter KZ-Wächter Gregor Formanek ausfindig gemacht

Rahel Sutter
Rahel Sutter

Deutschland,

Der wohl letzte Wachmann des KZ Sachsenhausen wurde in Hessen (D) aufgespürt. Noch ist unklar, ob sich der heute 99-Jährige vor Gericht verantworten muss.

Gregor Formanek
Gregor Formanek war von Juli 1943 bis Februar 1945 Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen. - Twitter / @Doctor_Germany

Das Wichtigste in Kürze

  • Der letzte Wächter des Konzentrationslagers Sachsenhausen wurde aufgespürt.
  • Gregor Formanek wurde beim Spazieren mit seiner Frau gesichtet.
  • Der heute 99-Jährige wurde vor einigen Wochen angeklagt.

Der 99-jährige Gregor Formanek war SS-Wachmann im Konzentrationslager im brandenburgischen Sachsenhausen (D). Zehntausende Häftlinge wurden dort während des Holocausts ermordet.

Die britische Zeitung «The Sun» hat den Mann nun aufgespürt. Fotos zeigen ihn bei einem Spaziergang mit seiner Frau in Hessen.

Anklage wegen Mordbeihilfe – bei über 3000 Menschen

Vor ein paar Wochen wurde der ehemalige KZ-Wächter wegen Ausübung von Nazi-Gewalt angeklagt. Aus der Anklageschrift geht hervor, dass Formanek Mordbeihilfe bei mehr als 3000 Menschen geleistet haben soll.

Eine Beurteilung des Landgerichts Hanau zeigt: Der ehemalige KZ-Wachmann gilt als eingeschränkt verhandlungsfähig. Bei ihm handelt es sich um einen der letzten Arbeiter des Sachsenhausen-Lagers, der für seine Handlungen bürgen müsste. Gegen zwei weitere Angeklagte wird derzeit noch ermittelt.

Haben Sie schon mal eine Konzentrationslager-Gedenkstätte besucht?

Unterlagen des Bundesarchivs belegen, dass Gregor Formanek am 4. Juli 1943 seine Arbeit als Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen aufgenommen hat. Ebenfalls dokumentierte man in seiner Akte, dass er wiederholt Häftlinge erschlagen hat. Die DDR hat damals jedoch nichts unternommen.

Wegen «Verbrechen gegen Menschlichkeit» und «Spionage» verurteilt

Im Jahr 1947 wurde Gregor Formanek wegen «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» und «Spionage» von einem sowjetischen Militärgericht schuldig gesprochen. Er verbrachte anschliessend zehn Jahre in Haft.

Wird es zu einer Verhandlung vor Gericht kommen, wird Shimon Rotschild, überlebender Häftling des KZ Sachsenhausen, Nebenkläger sein. Er wurde während seiner Gefangenschaft Opfer von medizinischen Versuchen.

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