LKW-Tote Anna (†19) «suchte besseres Leben»

Simon Binz
Simon Binz

Vietnam,

39 Menschen erstickten in einem LKW in der Nähe von London. Unter den Toten ist wohl auch die 19-jährige Anna. Ihre Familie trauert und hofft.

vietnam anna
Anna aus dem Vietnam war das jüngste der 39 LKW-Opfer von England. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Anna Bui Thi Nhung (19) ist wohl unter den 39 LKW-Toten von England.
  • Das befürchtet die Familie der Teenagerin, die ihr die Reise nach England bezahlte.
  • Sie hoffen, dass die Leiche der jungen Frau nach Vietnam zurückgebracht werden kann.

In Grossbritannien wurden in der Nacht zum vergangenen Mittwoch 39 Leichen in einem Lkw-Laderaum gefunden. Die Ermittler gingen wegen wahrscheinlich gefälschten Pässen zuerst davon aus, dass es sich bei den Opfern um Chinesen handelt. Mittlerweile konzentriert man sich jedoch auf Vietnam als Herkunftsland.

Der Grund? Mehrere vietnamesische Familien hatten sich mit der Befürchtung gemeldet, ihre Verwandten könnten unter den Toten sein. Darunter ist auch die Familie von Anna Bui Thi Nhung (†19)

Ihre Verwandten befürchten, dass Anna das jüngste der 39 Opfer ist und hoffen darauf, dass ihre Leiche nach Vietnam zurückgeflogen werden kann. Ihre ältere Schwester Bui Thi Loan teilte «Mailonline» mit, man wolle sie in dem Dorf beerdigen, das sie «auf der Suche nach einem besseren Leben» verlassen habe.

«Wir beten, dass Anna noch lebt, aber wir haben nicht viel Hoffnung», sagte die 26-Jährige. Die Familie habe Schwierigkeiten zu verstehen, wie das alles passiert sei. «Wir wollen nur, dass Anna nach Hause kommt. Wir wollen sie begraben und trauern können», so Bui Thi Loan.

Mutter konnte sich nicht bewegen

In dem Beitrag des Online-Portals ist zu sehen, wie die Mutter der Teenagerin auf dem Bett im Haus der Familie liegt. Sie ist sichtlich zu betrübt, um zu sprechen oder sich zu bewegen.

Anna LKW London
Die Mutter der 19-jährigen Anna kann sich vor Trauer nicht mehr bewegen. - MailOnline

Ein Cousin von Anna sagte, sie sei ein «glückliches Kind» gewesen, das ein neues Leben beginnen wollte. Sie habe von Grossbritannien aus, ihre Familie mit Geld unterstützen wollen. Denn seit ihr Vater vor zwei Jahren gestorben sei, hätten sie es alle sehr schwer gehabt.

Die Tante von Anna sagte, sie habe «nur Verachtung für die Verantwortlichen» und wolle «Gerechtigkeit für ihre Nichte». «Die Leute, die das getan haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden», so Vu Thi Bich Thao.

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Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten an dem LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden. - dpa

Und weiter: «Welche Art von Menschen kann andere in einen Container stecken und sie sterben lassen. Es ist so grausam.» Wie es in dem Bericht weiter heisst, hatte die Familie 10'000 US-Dollar für die illegale Reise nach Grossbritannien zusammengerauft.

«Dorf der Verdammten»

Inzwischen sind mehr als ein halbes Dutzend Namen potenzieller Opfer bekannt. Die vietnamesischen Behörden haben jedoch noch keinen Kontakt mit den Familien aufgenommen, um Ausweise anzufordern.

Sie bestätigten lediglich, dass sie von 24 Familien kontaktiert wurden, die befürchten, sie hätten bei der Tragödie in England Angehörige verloren. Die Familien stammen dabei mehrheitlich aus zwei Provinzgebieten: Ha Thinh und Nghe An.

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Die Polizei hat nach dem Leichenfund in Essex zwei Wohnungen im Herkunftsland des 25-jährigen Lkw-Fahrers durchsucht. - Keystone

Zwei weitere Opfer stammen wohl aus demselben Dorf, wie die 19-jährige Anna. Einerseits der ehemalige Soldat Nguyen Dinh Tu, der Anna sogar persönlich kannte und dann der frühere Polizist Le Van Ha.

In Yen Thanh herrscht grosse Armut und es gibt kaum Arbeit, weshalb angenommen wird, dass noch weitere Opfer aus dieser Region stammen. Der Ort wird deshalb nun als «Dorf der Verdammten» bezeichnet.

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