London stellt Privat-Gefängnis wieder unter staatliche Kontrolle
Das Wichtigste in Kürze
- Im Gefängnis in Birmingham herrschten teils chaotische Zustände.
- Deshalb greift der Staat jetzt die Zügel enger.
Inspekteure berichteten von Gewalt, Drogen und einem Kontrollverlust der Sicherheitsleute im Gefängnis in Birmingham, das bislang von einem privaten Betreiber geführt wurde. Die Regierung will sich nun binnen sechs Monaten ein Bild von der Lage verschaffen und entscheiden, ob die Einrichtung wieder dauerhaft vom Staat geführt werden muss.
Chef-Gefängnisinspekteur Peter Clarke sagte, die Haftanstalt sei «in die Krise gerutscht». Während einer Inspektion seien einige Gefängnismitarbeiter etwa schlafend oder eingesperrt in ihren Büros gefunden worden. Ausserdem gebe es an vielen Orten in dem baufälligen Gebäude Ungeziefer und herumliegenden Müll. Von allen Gefängnissen landesweit wurden dort zudem mit 1434 von Jahresbeginn bis Juli die meisten Angriffe gemeldet.
Weniger Insassen als zuvor
Das Justizministerium ernannte bereits einen neuen Gefängnisdirektor sowie ein neues Leitungsteam und setzte 30 zusätzliche Wärter ein. Ausserdem wurde die Zahl der Insassen um 30 reduziert. Ende Juli waren in Birmingham noch fast 1300 Straftäter untergebracht.
Anfang der 90er Jahre hatte die Regierung Verträge mit Privatunternehmen über die Leitung von einigen Gefängnissen geschlossen. Insgesamt werden 17 der 123 britischen Haftanstalten von Privatunternehmen geführt. Der Fall in Birmingham ist das erste Mal, dass die Regierung einschreiten muss.