Macron kündigt «Renaissance der französischen Atomkraft» an
Während Deutschland beim Atomausstieg auf die Zielgerade geht, hat Frankreich ganz andere Pläne. Eine Renaissance der Atomkraft mit dem Bau etlicher neuer Kraftwerke hat Präsident Macron angekündigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat einen massiven Ausbau der Atomkraft angekündigt.
Sechs neue Atomkraftwerke sollten gebaut sowie die Errichtung von acht weiteren Kraftwerken bis 2050 geprüft werden, sagte Macron im ostfranzösischen Belfort.
«Das ist die Renaissance der französischen Atomkraft.» Zugleich werde die Laufzeit aller bestehenden Kraftwerke verlängert, wenn die Sicherheit es erlaube. Es solle kein Kraftwerk mehr vom Netz gehen, wenn es keine zwingenden Sicherheitsgründe dafür gebe. Der Stromkonzern EDF sei angewiesen worden zu prüfen, ob die Laufzeit der Atomkraftwerke über 50 Jahre hinaus verlängert werden kann.
56 Atomkraftwerke in Frankreich
Frankreich ist der nach den USA zweitgrösste Atomstromproduzent der Welt. Aktuell verfügt das Land über 56 Kraftwerke, auch nach der Katastrophe im japanischen Fukushima 2011 hielt Frankreich an der Atomkraft fest. «Frankreich wählt seine Unabhängigkeit und Freiheit», sagte Macron, der die Atomkraft als unverzichtbaren Baustein der Energiewende bezeichnete. Auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität werde der Strombedarf um 60 Prozent steigen, erneuerbare Energien alleine könnten dies nicht abdecken. Der sicherste und sauberste Weg dazu sei die Atomenergie, die zudem Arbeitsplätze schaffe und die Industrialisierung des Landes vorantreibe.
Parallel kündigte Macron einen Ausbau der erneuerbaren Energien an. Diese seien inzwischen rentabel und wettbewerbsfähig und schneller verfügbar, als neue Atommeiler. Vor allem die Solarenergie solle ausgebaut werden, auch aber die Offshore-Windkraft mit rund 50 neuen Windparks im Meer bis 2050. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen solle bis 2030 verdoppelt und bis 2050 weiter gesteigert werden.
Macron verkündete die neuen Energie- und Atompläne in Belfort am Produktionsstandort der derzeit leistungsfähigsten Turbinen für Atomkraftwerke. Am Morgen hatte Frankreichs überwiegend staatlicher Energiekonzern EDF eine Vereinbarung zum mehrheitlichen Rückkauf der Atomturbinensparte GE Steam Power vom US-Unternehmen General Electic (GE) mit Belfort als wichtigstem Standort angekündigt. Die ehemals zum Alstom-Konzern gehörende Atomsparte in Belfort war 2015 zu Macrons Zeit als Wirtschaftsminister an das US-Unternehmen verkauft worden und kehrt nun in französische Hände zurück.
Ausufernde Kosten und technische Probleme
Aktuell bereiten dem Stromkonzern EDF jedoch schadhafte Atomkraftwerke Sorgen. Wegen möglicher Korrosionsschäden gingen im vergangenen Jahr bereits fünf Kraftwerke für Wartungsarbeiten vom Netz. Vor drei Tagen kündigte EDF eine Revision von drei weiteren Kraftwerken wegen möglicher Schäden an und korrigierte seine für 2022 erwartete Atomstromproduktion nach unten.
Ausufernde Kosten und technische Probleme hatten den Ausbau der Atomkraft durch EDF zuletzt behindert. Für einen umstrittenen Atomreaktor in Flamanville am Ärmelkanal, dessen Bau bereits 2007 begann, wurde erst kürzlich die Betriebsgenehmigung erteilt.