Maler und Bildhauer Anselm Kiefer wird 80 Jahre alt
Der weltbekannte Künstler Anselm Kiefer feiert seinen 80. Geburtstag.
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Mit seinen teils tonnenschweren Skulpturen und metergrossen Gemälden gilt Anselm Kiefer als einer der weltweit bekanntesten Künstler der Gegenwart. Am kommenden Samstag wird Kiefer 80 Jahre alt.
Der Maler und Bildhauer zog mit seinen monumentalen Formaten, düsteren Ruinenlandschaften und dem Rückgriff auf mythologische Stoffe früh Kritik auf sich, fand aber auch grosse Anerkennung.
Kiefer ist nicht nur ein Mann der grossen Formate, sondern auch der Farbe Grau, die fast sein gesamtes Werk durchzieht.
Schutthaufen als Kindheitserinnerungen
Schutthaufen, Trümmer, Ruinen und verbrannte Erde kehren als Motive immer wieder. Kiefers Blick für zerstörte Welten führt bis in seine Kindheit zurück.
Geboren wurde er am 8. März 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Luftschutzkeller eines Krankenhauses im baden-württembergischen Donaueschingen. Schon als Kind habe er «mit Schutt und Trümmern gespielt», sagte er 2021 dem «SZ-Magazin». «Aus verkohlten Balken, gesplitterten Ziegeln und Scherben baute ich Häuser und Dämme», fügte er hinzu.
Kunst aus Ruinen und Trümmern
Ein Leben zwischen Schutt und Asche – das bringt Kiefer nicht nur in Gemälden oder Skulpturen zum Ausdruck. Auf einem 40 Hektar grossen ehemaligen Fabrikgelände im südfranzösischen Dorf Barjac eröffnete der Maler in den 90er Jahren sein Atelier. Er erschuf dort eine düstere Ruinenlandschaft mit Häusern, Wegen, Brücken und unterirdischen Gängen.
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Bekanntheit erlangten vor allem sieben in Schieflage gebaute Ruinentürme, die bis zu 27 Meter hoch in den Himmel ragen – die «Türme der sieben Himmelspaläste». Seit einigen Jahren steht das Gelände auch dem Publikum offen.
Materialien: Betonplatten, Stahlträger und Flammenwerfer
Seine Werke entstehen aus zahlreichen gesammelten Materialien. Kiefer stapelt Betonplatten zu Skulpturen, nutzt rostige Stahlträger, bearbeitet Bilder mit Axt, Spitzhacke und Flammenwerfer oder lässt geschmolzenes Blei über sie giessen. Für eine Ausstellung im Jahr 2012 in der Bundeskunsthalle Bonn musste für die tonnenschweren Skulpturen sogar von unten der Boden verstärkt werden.
In den 70er Jahren war Kiefer einer der ersten deutschen Künstler, der die NS-Zeit künstlerisch verarbeitete.
Kontroverse um NS-Verarbeitung
Ohne Skandal kam er dabei nicht aus, etwa als er sich in Fotografien an verschiedenen europäischen Orten mit dem Hitlergruss inszenierte und so der deutschen Besetzung Europas nachspürte. Auf Kritik stiess hierzulande auch sein als monumental und pathetisch verstandener Stil.
Sein Durchbruch gelang in den 80er Jahren mit Ausstellungen im Ausland. Heute zählt er auf dem globalen Kunstmarkt zu den gefragtesten Künstlern.
Weltweite Anerkennung
In seiner Wahlheimat Frankreich schuf er 2007 für das Pariser Museum Louvre ein 14 mal vier Meter grosses Wandbild. 2018 erhielt er von Präsident Emmanuel Macron einen Auftrag über sechs Werke für das Pariser Panthéon, die Ruhmeshalle der Franzosen.
Der renommierte Wolf-Preis in Israel würdigte Kiefer 1990 hingegen für seine «epischen und physisch bezwingenden Gemälde», die «heutiges Leben mit Geschichte und Mythologie» verbinden.
Privat lebt Kiefer zurückgezogen. Seit der Öffnung seines Ateliers in Barjac hält sich der Künstler nur noch selten dort auf. Seit 2008 lebt er in Paris und betreibt im Vorort Croissy-Beauregard ein Atelier auf einem riesengrossen Gelände.
«In mein Atelier kommt niemand herein», sagte er dem «SZ-Magazin». «Wenn jemand was möchte, muss er mich auf meinem Handy anrufen – es hat aber so gut wie niemand die Nummer.» Mit der österreichischen Fotografin Renate Graf hat Kiefer zwei Kinder. Die Ehe wurde 2014 geschieden. Drei Kinder stammen aus erster Ehe.